Unterm Strich

Da waren's nur noch vier: Peter Zadek, einer der fünf Direktoren des Berliner Ensembles, geht. „In der Gesellschafterversammlung vom 8. März ist dem Wunsch von Peter Zadek, das Berliner Ensemble (BE) zum 31. Juli zu verlassen, stattgegeben worden“, so der lapidare, offenbar nach mehrstündiger Diskussion zwischen den Restleitern – Fritz Marquardt, Eva Mattes, Heiner Müller und Peter Palitzsch – festgelegte Text, den Pressesprecherin Karin Graf am Mittwoch abend der Presse verlas (siehe Seite 5).

Claudio Abbado, der zur Erleichterung des offiziellen Kulturberlins vor kurzem seinen Vertrag als Chef der Berliner Philharmoniker verlängert hat, entpuppt sich immer weitergehend als Mann moderner Methoden: Sein Buch „La casa dei Suoni – Das klingende Haus“ ist jetzt auch als Videokassette erschienen. Abbado selbst stellte am Mittwoch im eigenen Haus (wie das offiziell so heißt) sowohl eine neue Buchausgabe als auch erwähntes Videowerk vor. Es handelt sich um eine internationale Koproduktion, der in beiden Fällen Aufnahmen von Daniele Abbado, einem der drei Söhne des Orchesterchefs, zugrunde liegen. Deutscher Sprecher ist im übrigen – na, na? ... exactement: Otto Sander.

Oh, die modernen Methoden! 100 „Doremis“, das „Kuscheltier aller Klavierfreunde“ (ein Plüschflügel oder Glenn-Gould-Teddy?), sollen verunglückte Kinder in Frankfurts Rettungswagen trösten – so meint zumindest der Fachverband Deutsche Klavierindustrie, der die überaus großzügige Schenkung anläßlich der Internationalen Musikmesse in Frankfurt/Main vornimmt. Die lieben Kleinen haben ja auch etwas dafür getan, gemalt nämlich, ein Klavier, und das ergab dann einen „Traum an Farben“ – so meint zumindest der Fachverband Deutsche Klavierindustrie. Und als absoluten Höhepunkt der Musikmesse – so meinen zumindest wir, wird der Besucher mit Zahlen zur Popularität des Klavierspielens und zum Thema „Klavierspieler leben länger“ versorgt. Kuschelklaviere für alle!

Barbara Lass, Schauspielerin („Rififi in Tokio“, „Das 100. Fenster) und als solche Filmpartnerin von Jean-Louis Trintignant und Alain Delon, des weiteren Ex-Ehefrau von Roman Polanski und Karlheinz Böhm, ist im Alter von 54 Jahren in München gestorben – an einer „spontanen Gehirnblutung“, wie die angeordnete Obduktion ergab. Lass, die seit Jahren an Hepatitis C litt, war während eines Swingkonzerts mit Al Porcino als Bandleader auf der Toilette des In- Treffs „Nachtcafé“ zusammengebrochen.

Osten voran! Als offiziell erste Frau hat die Schweizer Dirigentin Marie-Jeanne Dufour die Position eines Generalmusikdirektors (so heißt das nämlich offiziell) erlangt, und zwar im südthüringischen Meiningen. In der Cottbuser Kammerbühne hingegen kommt es am Samstag zur Premiere von „Frauen“,

einem Tanzprojekt mit der Musik und der Choreographie von Rocco Hauff, an das sich am selben Abend noch „Die sieben Todsünden“ anschließt, ein Stück, das 1933 mit der Musik von Kurt Weill und Bert Brecht in Paris uraufgeführt wurde, hier in der Choreographie von Vivienne Newport. „An dem zweiteiligen Tanzabend zum Abschluß der Frauenwoche geht es darum, wie Frauen ihre männerdominierte Umwelt reflektieren“ (Leiter Ralph Boock am Mittwoch vor Presse).

Am 13. März soll es endlich erscheinen, das neue Album von Stevie Wonder. Einige ausgewählte Stücke gab er schon mal im Pariser Cité de la musique zum besten. „Conversation Peace“ soll die CD heißen und Wonders Engagement für Menschenrechte und gegen Rassismus zum Ausdruck bringen. Als Gastmusiker dabei: Branford Marsalis und Anita Baker. Ein Stück wurde von The Artist formerly known as Prince beziehungsweise The Artist now known as Symbol remixt.