taz goes Prêt-à-porter

Dior, Ungaro, Lacroix und Romeo Gigli haben zugesagt. „Ah, Sie wohnen in der Rue Jacob Nr. 6? In dem Haus über der Apotheke? Da habe ich früher auch mal gewohnt. Wissen Sie zufällig, ob da jetzt eine Wohnung zu kaufen ist?“ fragt die Pressedame von Yves Saint-Laurent. Ich weiß es nicht, verspreche aber, mich zu erkundigen. „D'accord, bien sûr, Madame, au revoir, Madame.“ Uff, Yves Saint-Laurent ist auch dabei. Mittwoch in einer Woche beginnen die Prêt-à-porter-Schauen in Paris. Wunderschöne zarte Geschöpfe werden über die Laufstege schreiten und vorführen, was im nächsten Winter en vogue ist. Für den Kampf um die Eintrittskarten empfiehlt sich allerdings eine eher robuste Statur. Besonders hart ist es bei den jungen Designern: Die Pressesprecher von John Galliano, Helmut Lang und Ann Demeulemeester seufzen, bekunden ihr tiefstes Mitgefühl und bitten, später nochmal anzurufen: „Vielleicht, es ist schwierig. Wir haben leider einen sehr kleinen Vorführraum.“

Mode ist ein komisches Geschäft. Vor zwei Jahren war Helmut Lang der Darling sämtlicher Modemagazine, dieses Jahr ist es John Galliano. Wem nützt das? Offensichtlich nur den Zeitschriften. Die Leser lieben Geschichten über Models und Designer, wie sie früher Geschichten über Schauspieler und Regisseure liebten, nur wollen sie heute die Ware nicht mehr kaufen. Da kann einer berühmt werden für seine Kleider und doch nur überleben, weil er ein stinkendes Parfüm und nutzlose Cremes auf den Markt wirft. Die taz wird ab nächster Woche aus Paris über die Prêt-à-porter- Schauen und das Drumherum berichten. Da kann es nicht schaden, vorher einen kleinen Blick zurück zu werfen, denn ein rundes Datum gibt es auch: Auf den Tag genau vor 100 Jahren starb der Mann, mit dem die Geschichte der Modeindustrie beginnt, der Erfinder der Haute Couture, der Engländer Charles Frederick Worth. Anja Seeliger