Taliban-Milizen aus Kabul vertrieben

■ Schwere Kämpfe um Afghanistans Hauptstadt / 1.000 Tote und Verletzte

Kabul (AFP/AP/rtr) – Die Truppen des afghanischen Präsidenten Burhanuddin Rabbani haben am Wochenende die Kontrolle über die Hauptstadt Kabul zurückerobert. Den Regierungstruppen unter dem Kommando des Rabbani-Verbündeten Ahmed Schah Massud ist es offenbar durch einen Überraschungsangriff am späten Samstagabend gelungen, die letzten von der Schiitenmiliz Wahdat und der Taliban-Miliz gehaltenen Stellungen im Südwesten der Stadt einzunehmen. Die Regierungstruppen nahmen den Angaben zufolge auch die strategisch wichtigen Stützpunkte am früheren Königspalast Darulaman und in Durgabad ein.

Die Taliban, die fast ein Drittel des Landes – neun von dreißig Provinzen – beherrschen, mußten am Wochenende nach einem sechsmonatigen Siegeszug ihren ersten Mißerfolg einstecken. Sie konnten allerdings Abdul Ali Masari, den Chef der verfeindeten Wahdat-Miliz, gefangennehmen. Ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums sagte, hundert Taliban-Kämpfer seien gefangengenommen und acht Panzer erbeutet worden. Auch ein ehemals sowjetischer Stützpunkt mit Scud-Raketen fiel den Truppen in die Hände. Am Sonntag morgen erhielten die Rabbani-Truppen Unterstützung aus dem Norden Afghanistans.

Bei der jüngsten Schlacht um die Hauptstadt, die am vergangenen Montag begonnen hat, sind nach Angaben von Augenzeugen und Funktionären mindestens tausend Menschen getötet oder verletzt worden. Am Samstag wurden die deutsche Botschaft und das Hotel Metropolitan in Brand gesetzt.

Vor den Kämpfen flüchteten am Wochenende wieder Tausende Menschen auf der einzigen verbliebenen Straße aus der Hauptstadt. Insgesamt wurden in den drei Jahren bei den Kämpfen um Kabul mehr als 20.000 Menschen getötet. Hunderttausende flohen in andere Landesteile oder ins Ausland. UNO-Vertreter hoffen immer noch, daß Präsident Rabbani wie geplant am 21. März die Macht an einen Übergangsrat abtritt.