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„Nicht mit der Erde experimentieren“

■ Hamburgs Klimaforscher hoffen auf noch präzisere Rechner

Sie heißen „Blitz“ und „Donner“, „Schauer“, „Regen“ und „Niesel“, „Neptun“ und „Sea“. Die mannshohen Maschinen entsprechen äußerlich nicht dem, was man sich unter einem Computer vorstellt. Und verglichen mit einem herkömmlichen PC ist die Rechenleistung dieser Supercomputer im Deutschen Klimarechenzentrum (DKRZ) in Hamburg gewaltig.

Theorien zur Entwicklung des Klimas gibt es viele, doch längst nicht alle stehen auf einer sicheren Basis. Ist die globale Erwärmung unvermeidbar? Wie wirken sich Luftverschmutzung, das Ausbrechen großer Vulkane oder der globale Wasserkreislauf auf das Klima aus? „Mit der Erde können keine Experimente gemacht werden“, sagt Wolfgang Sell, der technische Direktor des DKRZ. Und da die Erde für eine Nachbildung im Labor zu komplex ist, müssen der Globus und sein Klima im Rechenmodell abgebildet werden.

Bei der wohl bedeutendsten in Hamburg berechneten Studie wurde der Zusammenhang von Klimaentwicklung und der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre untersucht. Das Szenarium A ging davon aus, daß die Emissionen ungehindert zunehmen, das Szenarium D legte dagegen eine umfassende Emissionsminderung zugrunde. Für das Szenarium A errechneten die Klimaforscher am DKRZ eine „deutliche globale Erwärmung um zwei bis drei Grad Celsius“ in den nächsten 100 Jahren. Sell: „Es hat sich auf der Basis von harten Zahlen gezeigt, daß Klimaschutz durch entsprechendes Vorgehen der Menschheit erreichbar ist.“

Derzeit wird die Atmosphäre in einem 250 Kilometer mal 250 Kilometer großen Zellenraster dargestellt. Eine Simulation des Klimaverlaufs nur eines Jahres erfordert 100 Billionen Rechenoperationen. Werden die Abstände in dem Gitter halbiert, benötigt man eine zehnfach längere Rechenzeit. Doch eben dies wäre nötig, um differenzierte Aussagen zum Regionalklima zu machen. Mit der nächsten Rechnergeneration wird dies möglich sein, hoffen die Hamburger Forscher. Und bangen, daß die Unterstützung aus Bonn nicht erlahmt. Zu Beginn ihrer Arbeit 1985 wurde ein Jahresetat von 16 Millionen Mark in Aussicht gestellt; tatsächlich flossen jährlich zwischen elf und 13 Millionen Mark. Dabei soll 1996 die Rechenleistung noch einmal verdoppelt werden. lno

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