■ Mit der City-Kampagne auf Du und Du
: Krach um Wahl-werbung der Kaufleute

Ganzseitig und rot-gelb-grün hat sich am Wochenende im „Kurier am Sonntag“ die City-Initiative erneut zu Wort gemeldet. Zur Erinnerung: Vor anderthalb Jahren machte die überwiegend von Kaufleuten gegründete City-Initiative mit einem „Es staut sich was zusammen, lieber Klaus“ der Baubehörde Beine. Nun aber: „Ampel aus, lieber Klaus“. Finden Sie das SPD-feindlich? Weil's der SPD die Schuld an der Ampel auf's Auge drückt? Die Bremer Landesbank, genannt in der Liste der Unterzeichner, interpretiert den Slogan als Aussage gegen die SPD und distanziert sich. „Die Anzeige war nicht mit uns abgestimmt“, so ein Sprecher.

Die CDU hingegen (nicht unter den Unterzeichnern) hält die Anzeige für SPD-freundlich und beklagte sich gestern bei der City-Initiative. Dabei wollte die City-Initiative eben keine parteipolitische Aussage machen, behauptet der werbliche Berater Jürgen Köhler – schließlich seien sich die Kaufleute politisch untereinander gar nicht so eins.

Einig sei man sich nur darin, jetzt in der hochsensiblen Vorwahlkampfphase die Anliegen der Kaufleute vorzutragen: Daß die Innenstadt wieder Kultur- und Kommunikationszentrum werden muß – schließlich seien in zwölf Jahren eine halbe Milliarde Umsatz an Weserpark und Dodenhof abgeflossen, so Jürgen Köhler. Also müßten KundInnen in den Hochgaragen in der ersten Stunde kostenlos parken können, hießt es in der Anzeige. Das bringt die Mitunterzeichnerin Brepark auf die Barrikaden: „Diese Forderung geht gegen unsere wirtschaftlichen Interessen, außerdem war die Anzeige nicht mit uns abgesprochen“, so Sprecher Rienäcker.

Mal abgesehen vom Inhalt, wer zahlte eigentlich diese 36.000 Mark teure Anzeige? Die Wirtschaftsförderungsgesell-schaft? Nein, weist die City-Initiative solche Vermutungen zurück: Aus dem öffentlichen Haushalt habe man gerade mal 30.000 Mark bekommen und zwar für eine 1994 im ganzen nordwestdeutschen Raum verteilte 300.000 Mark teure Zeitungsbeilage über die Erreichbarkeit der Bremer Innenstadt. Alle anderen Aktivitäten zahlten die Kaufleute ganz allein aus ihrem jährlichen 300.000 Mark-Topf. Auch die erfolglose Imagekampagne im Herbst 1994 „Neues Hören, neues Sehen, neues Fühlen“, die aus eigenen Reihen kritisiert worden war ob ihrer Unverständlichkeit. „Das war eben ein Versuch, sich ins Gespräch zu bringen“, sagt der Werbeberater.

cis/Foto: K.Heddinga