Mohammed Ataie erneut vor Gericht

■ Diesmal beschuldigt des gemeinschaftlichen Mordes an Eleonore Faßbender

Seit gestern müssen sich Mohamad Ataie (29) und Peter S. (34) vor dem Bremer Landgericht verantworten. Die beiden werden beschuldigt, am 10.6.1994 Eleonore Faßbender, die Freundin von Peter S., ermordet zu haben. Die Frau wurde am Weserufer mit 25 Messerstichen im Leib gefunden.

Mohamad Ataie stand schon einmal vor dem Bremer Landgericht: weil er 1991 seine Frau, die 22jährige Nepalesin Nirmala Ataie, im Bürgerpark mit 17 Messerstichen getötet hat. Die Frau war zuvor vor seinen wiederholten Mißhandlungen ins Frauenhaus geflüchtet. Das Gericht verurteilte Ataie damals zu knapp fünf Jahren wegen Totschlags im Affekt. Zugutegehalten wurde Ataie damals unter anderem, daß er wegen einer Platte im Gehirn (wegen eines Unfalls) leicht erregbar sei. Mohamad Ataie verbüßte jedoch auch die fünf Jahre nicht voll, sondern wurde im März 1994 vorzeitig aus der Haft enlassen. Der Mann „sei mit der Sache durch“, war sich damals Staatsanwalt Repmann sicher. Knapp drei Monate später wurde Ataie verhaftet wegen eines erneuten Mordverdachts.

Gestern begann nun der Mordprozeß in Sachen Eleonore Faßbender. Er ist auf insgesamt acht Verhandlungstage angesetzt. Beide Männer verweigerten die Aussage. Der Anwalt des Beschuldigten Peter S. sagte jedoch, sein Mandant bekenne sich der vorsätzlichen Tötung für schuldig. Ursprünglich hatte Peter S. seinen Freund Mohamad Ataie beschuldigt, die Tat ausgeführt zu haben, während er, Peter S., nur daneben gestanden habe. Später widerrief er diese Aussage und belastet sich also heute selbst schwer. Warum? Mögliche Erklärung: Wenn Peter S. die Tat allein begangen hat, käme er möglicherweise mit dem Urteil „Totschlag im Affekt“ und damit einer geringeren Strafe davon, als wenn ihm und Ataie gemeinschaftlich begangener Mord aus niederen Beweggründen nachgewiesen werden kann.

Gestern wurde unter anderem ein Polizeibeamter vernommen, der als erster am Tatort war und das Paar Peter S. und Eleonore Faßbender aus Walle schon vorher gekannt hat: Mehrmals hatten bei handgreiflichen Streitereien entweder die Frau oder der Mann die Polizei zu Hilfe gerufen. Peter S., eigentlich mit einer anderen Frau verheiratet, hatte seit mehreren Jahren ein Verhältnis mit Eleonore Faßbender, wollte dieses Verhältnis aber offenbar lösen. Nach einer solchen Trennungsankündigung hatte die Frau, so ein Polizeibeamter, einen Selbstmordversuch unternommen. Ein andermal soll wiederum er sie an ihrem Arbeitsplatz, einer Nachttankstelle, gewürgt haben. Nach diversen Trennungsversuchen hat Peter S. möglicherweise den Freund, Ataie, für die Tötung zu Hilfe gezogen bzw. der bot sich ihm an. S.A./cis