Per Anhalter zum Aye-Aye

Douglas Adams, vom Sci-fi-Autor zum intergalaktischer Grizmek mutiert, kommt und liest was vor  ■ Von Thomas Winkler

Wer bislang immer noch nichts von Douglas Adams gehört hat und nicht weiß, wie unglaublich bescheuert und witzig und wundervoll seine Bücher sind, dem ist nicht mehr zu helfen. Hasser von Science-fiction im allgemeinen und einem lustig vertrödelten Lesenachmittag im besonderen könnten also hier aufhören zu lesen, außer sie haben eine Schwäche für Tiersendungen behalten, wollten einmal Biologe oder mindestens Tierfilmer werden und zählen Sielmann oder Grzimek zu den Helden ihrer Jugendtage. Denn es gibt einen Douglas Adams jenseits von „Per Anhalter durch die Galaxis“ und kruder Dirk-Gently-Romane.

Und das kam so: 1985 wurde Adams „aufgrund einer Art journalistischen Versehens“ vom Observer mit einem Fotografen und dem Wissenschaftler Mark Carwardine nach Madagaskar geschickt, um den Aye-Aye aufzuspüren. Der „ungemein unwissende Nicht-Zoologe“ (Adams über Adams) bekam den so gut wie ausgestorbenen Lemur zwar nur für Sekunden zu Gesicht, aber beschloß, zusammen mit Carwardine ein Buch über aussterbende Tierarten zu machen. Fortan begab er sich mit kindlichem Gemüt auf die Spuren von Waranen, Gorillas, Mauritiussittichen. Die so entstandenen Reportagen sind unter dem Titel „Die letzten ihrer Art“ erschienen und bilden Rückgrat und hauptsächlichen Anlaß der anstehenden Lesetournee. Diese sollte trotz der etwas schwammigen und schütteren Erscheinung von Adams auch ein szenisches Ereignis werden, schließlich hat der 43jährige in seiner Studienzeit seine Brötchen auf Kabarettbühnen verdient.

Aber natürlich zollt Adams auch den Fans Tribut. Für den guten Zweck lockt er sie mit Auszügen aus dem „Anhalter“. Diesen Fluch wird er wohl auch nicht mehr loswerden. Alles begann ganz harmlos mit einer kurzen, nach Douglas Adams' eigenen Angaben vor allem unter enormem Zeitdruck entstandenen Radioserie für die BBC. 17 Jahre ist das jetzt her. „The Hitch-Hikers Guide to the Galaxy“ wurde ein wahnsinniger Erfolg, schließlich zum Buch, zur Fernsehserie, zum Computerspiel. Mittlerweile liegt auch ein für Raumfahrer absolut unverzichtbares Handtuch-Set vor. Die Hollywood-Version des „Anhalters“ scheiterte nur daran, daß sich Adams mit dem Produzenten überwarf. Rogner & Bernhard haben nun kürzlich auch den US-Comic in deutscher Übersetzung herausgebracht, der die beiden ersten Bände der inzwischen auf fünf Folgen angewachsenen Trilogie zum Inhalt hat. Vor drei Jahren hat Adams versucht, sich den „Anhalter“ endgültig vom Hals zu schaffen. Der Rundumschlag hieß „Einmal Rupert und zurück“, war der fünfte Teil des „Anhalters“ und sollte die Trilogie endgültig abschließen, indem gleich das gesamte Universum pulverisiert wurde. Allein, es hat nicht viel geholfen. Statt des Fluchs bröckelten die Bestsellerlisten.

Obwohl Adams in den letzten Jahren eine offensichtliche Schaffenskrise durchläuft, „Rupert“ und auch der zweite Dirk-Gently-Roman „Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele“ nur mehr leidlich witzig gerieten, bleibt der Kult bestehen, und Adams bekommt immer noch kübelweise Post von irgendwelchen Verrückten, die allen Ernstes wissen wollen, in welchem Supermarkt man einen Babel- Fisch erwerben kann.

Adams ist und bleibt der zweitbeste Humorexportartikel des Vereinigten Königreichs nach „Monty Phython's Flying Circus“, an deren letzten beiden Fernsehfolgen er beteiligt war. Und das obwohl er sich selbst – ganz britisches Understatement – schlicht als „Autor spaßiger Science-fiction- Abenteuer“ bezeichnet. Über andere Sci-fi-Autoren ist seine Meinung allerdings noch schlechter: Isaak Asimov dürfe „nicht einmal Postwurfsendungen verfassen“.

15.3. Göttingen, 16.3. München, 17.3. Berlin, 18.3. Hamburg.

Soeben erschienen ist die Multimedia CD-ROM für PC: „Die letzten ihrer Art. Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde“. Rowohlt Systhema, 98 DM. Sie enthält den gesamten Text auf englisch und deutsch, eine Lesung des Autors (6 Stunden, 40 Minuten) und über 800 Farbfotos.