Schlecht gestellt

■ Wie die Bundesbahn sich selbst lahmlegt

Hamburg (taz) – Bis Sonntag hatte Hamburg zwei große Fernbahnhöfe, den Hauptbahnhof und den in Altona. Seit sich Altona mit einem hochmodernen elektronischen Stellwerk schmückt, funktioniert nur noch der eine der beiden – der ohne moderne Elektronik.

Am Sonntag wurde Altona bis 19 Uhr ganz planmäßig vom Bahnverkehr abgekoppelt; der neuen Elektronik wurde Leben eingehaucht. Nach getaner Arbeit funktionierte die 63 Millionen Mark teure Computeranlage reibungslos und ersetzte die acht alten Stellwerke – zwölf Stunden lang. Am Montagmorgen um sieben Uhr stürzte das Wunderding ab. Seither suchen Experten fieberhaft einen Softwarefehler. Und seitdem wird Altona weiträumig umfahren.

Reisende aus Westerland, Flensburg oder Kiel fahren neuerdings bis Pinneberg und steigen dort in die S-Bahn nach Altona um. Für Reisende von Berlin (oder München oder Köln) nach Kiel ist es etwas komplizierter. Sie kommen mit dem Intercity auf dem Hauptbahnhof an, suchen sich eine entsprechende S-Bahn, fahren mit dieser nach Pinneberg, trinken in dem sehr empfehlenswerten Bahnhofsrestaurant ein Kännchen Kaffee und warten. Gelegentlich kommt dann ein Pendelzug nach Kiel vorbei. Der darf dann, wenn sich die Lage bis Samstag hält, mit dem preisgünstigen 15-Mark-Ticket benutzt werden. Jürgen Oetting