Wenn's rummst in der Kunst

Wo dieser Mann hinkommt, da brennt die Luft. Roman Signer bläst Feuersäulen gen Himmel, legt Zündschnüre durch die Landschaft, läßt seine Kunstobjekte schießen, knallen, explodieren. Seine Vorliebe für riskante Tests und Spiele mit den Elementen hat dem schweizer Künstler schon manchmal Volkes Zorn eingehandelt. Darf Kunst so laut sein? Uns so erschrecken? Und wenn die Kunstaktion abgefackelt ist, bleibt ja nicht mal was Gescheites übrig!

Jetzt ist Signer in Bremen zu Gast – prompt alarmierten die Nachbarn schon mal die Feuerwehr: In der Galerie des Künstlerhauses am Deich, da rumste es die ganze Nacht, ob nicht gar die komplette Heizungsanlage vor dem großen Knall stehe? Tatsächlich läßt es Signer wieder mal knallen. Diesmal explodiert die Luft selbst: In seiner Installation läßt er aus sechs Gaskanonen in ausgediente Metallfässer feuern – ein wunderbarer Resonanzraum, der die Ohren klingen läßt. Und die Galerie und das übrige Künstlerhaus gleich mit dazu.

So werden die Gäste der Ausstellungseröffnung heute abend wohl ziemlich geplättet sein. Rednerin Eva Schmidt stellt sich schon mal darauf ein, ihre kurze Einführung in den Feuerpausen zu halten. Der Krawall ist allerdings nur ein hübscher Nebeneffekt von Signers Aktionskunst. Vor allem sollen die Betrachter (und auch der Künstler selbst) die Kunst am eigenen Leibe spüren. Nicht betäubt, sondern wortwörtlich wachgerüttelt soll das Kunstpublikum werden. Daß Signer dabei zu sehr massiven Mitteln greifen muß, liegt halt an seiner Vorliebe fürs Elementare. Das Kanonengedonner muß auch nicht unbedingt als militaristisch gedeutet werden, sagt Signer. Für ihn ist das Spektakel erstmal „eine heftige Entladung; das kann auch wie ein Gewitter in den Bergen klingen“.

Nicht zuletzt sind Signers Krawallschachteln auch sehr eigensinnige Objekte. Metall, Rost, Kabel, Funken – dieser Materialmix fügt sich recht sinnig in die Galerie ein, die immer noch den Charme der verlassenen Lagerhalle versprüht. Wenn Schall und Rauch dieser Aktion sich verzogen haben, bleiben so immerhin die Kanonenskulpturen Signers übrig – und mit ihnen die Drohung neuerlicher Explosionen. tw

Eröffnung heute, 20 Uhr, Am Deich 68/69; die Installation ist bis 15. April zu erleben