Der Film zum Werbespot

■ Neu im Kino:“Looosers !“ von Christopher Roth

Man weiß zuerst gar nicht so richtig, ob der Film überhaupt schon angefangen hat. Da geht zwar der Vorhang zu und wieder auf, und danach erscheinen die Filmtitel, aber dann geht es genauso weiter wie im Werbeblock: Die gleichen schnellen Schnitte, Markennamen und Slogans. Nur die Wagen der bekannten Autovermietung fahren direkt durch einen junge-Leute-von-heute-Spot, und bei dem wird nie ganz klar, ob er nun für schnurlose Telefone, Laptops oder Flokati-Teppiche wirbt. Und dann tauchen in fast jeder Szene die gleichen beiden Schauspieler auf, die sich gegenseitig pausenlos Werbesprüche an den Kopf werfen.

Langsam dämmert es einem: die gehören nicht zur Werbung, sondern sind Werbetexter und die Hauptpersonen des Films, der davon handelt, daß die beiden eine Werbekampagne für die Post faken.

Regisseur Christoph Roth kommt selber aus der Werbebranche, und so hat er seinen Film nicht nur mit seinen vermeintlich originellsten Sprüchen gefüllt, sondern auch mit all dem visuellen Schnickschnack vollgestopft, der in den Spots und Musikvideos gerade als schick gilt. Schwarzweißsequenzen, Einschübe, die mit Videokamera gedreht sind, space-ige Kameraeinstellungen mit den abenteuerlichsten Perspektiven – er läßt nichts aus und benutzt die meisten Tricks gleich doppelt und dreifach, und doch wirkt das alles nur beliebig und sehr bemüht. Die Geschichte kommt bei all den Verzierungen nie so richtig in Gang.

Und die beiden „Looosers“ bestehen ja auch fast nur aus ihren Sprüchen und dem modischen Grunge-Outfit. Ob sie nun ihre Werbeagentur reinlegen, ob ihre Kampagne für die Post schließlich angenommen wird und ob der Typ mit den grellen Hemden mit seiner netten Schwedin bei Ikea sein Glück findet – das interessiert letztlich keinen. Stattdessen ärgert man sich immer mehr darüber, wie selbstverliebt Roth hier seine Szene präsentiert.

Solch eine Inneneinsicht in die Werbebranche hätte ja durchaus eine interessante Zustandsbeschreibung werden können, und die Stilmittel des Mediums könnten so pointiert übertrieben eingesetzt werden, daß sie sich selbst entlarven. Dafür braucht man aber eine Perspektive außerhalb der Branche, und Roth hat keinerlei Distanz: Hauptsache die Sprüche sind cool und die Bilder schön bunt.

Heilig ist den beiden Werbefuzzies nur ein Apfel von Tengelmann, der seinen Ehrenplatz auf dem Küchenschrank hat, schon zwei Jahre alt ist, und noch genauso makellos ausieht wie auf einem Werbefoto. Diese Zeitgeistkomödie wird sicher nicht so lange frisch bleiben.

Wilfried Hippen

Filmstudio: täglich 18 und 20.30 Uhr, Fr. und Sa. auch 23 Uhr, Sa. u. So. auch 15.30 Uhr.