Feuer frei für Kollwitz-Pieta

■ Streit um Standbilder vor der Neuen Wache: Kommen die Preußengenerale, schmelzen Kollwitz-Erben die Plastik ein

Kommt die Kollwitz-Pieta im Innern der Neuen Wache in den Schmelzofen? Die Überlegungen des Senats, die beiden Standbilder der Preußengenerale Scharnhorst und Bülow nach ihrer Restaurierung links und rechts von Schinkels Neuer Wache wieder aufzustellen, ist bei den Kollwitz-Erben auf Empörung gestoßen. Sollten die klassizistischen Mamorsoldaten von Christian Daniel Rauch aus dem Jahre 1822 die heutige „Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik“ flankieren, sagte Arne Kollwitz, der Enkel der Künstlerin, „behalten wir uns vor, die Plastik abzuziehen, sie zu zertrümmern und einzuschmelzen“. Zu der Pieta von Käthe Kollwitz paßten keine Militärsymbole. Die vergrößerte Nachbildung der Plastik sei ein „pazifistisches Symbol an einem Ort der Trauer“, so Kollwitz.

Wütend macht den Kollwitz- Enkel insbesondere, daß die Verabredung zwischen dem Bundeskanzleramt, dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen und den Erben, neben der Plastik keine militärischen Denkmäler aufzustellen, nun gebrochen werden soll. Arne Kollwitz betonte, daß 1993 sowohl Helmut Kohl als auch Diepgen einverstanden waren, daß „kein aufgeblasenes militärisches Zeremoniell und keine Militärsymbolik“ die neue Bedeutung der Gedenkstätte konterkarieren dürften. Die Erben hätten „nur unter diesen Voraussetzungen der Vergrößerung der ,Trauernden Mutter‘ zugestimmt“.

In einem Schreiben habe ihm Diepgen damals zugesichert, daß der Senat nicht beabsichtige, die Plastiken erneut aufzustellen, sagte Kollwitz. „Ich bin verärgert, daß heute einige Politiker nachkarten wollen.“ Kollwitz forderte, die Generale Scharnhorst und Bülow „wie zu DDR-Zeiten“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufzustellen. 1948 waren die beiden Statuen neben der Neuen Wache abgeräumt und umgesetzt worden.

Der Sprecher des Senats, Eduard Heußen, ließ die Äußerungen von Arne Kollwitz nicht gelten. „Unsere Position hat sich seit 1993 nicht geändert.“ Eine Aufstellung der Statuen sei „gegenwärtig“ nicht beabsichtigt. Heußen räumte jedoch ein, daß eine „endgültige Entscheidung“ über die Denkmäler im Zusammenhang mit der Zukunft des Forum Friderizianums vorgesehen sei.

Diese könnte recht bald fallen: Ein Bericht der Expertenkommission aus Denkmalschützern sei bereits auf dem Weg ins Abgeordnetenhaus, sagte Mechthild Bülow, Pressechefin in der Stadtentwicklungsverwaltung. Noch im Mai werde über die Wiederaufstellung ein Beschluß gefaßt. Rolf Lautenschläger