Der Gärtner war's

■ Meyer Werft weist jede Schuld an der „Estonia“-Katastrophe von sich

Hamburg/Stockholm (dpa/taz) – Die Papenburger wissen es besser als die internationale Untersuchungskommission, die am Freitag ihren Untersuchungsbericht über den Untergang der Fähre „Estonia“ veröffentlichen wird. Der Hamburger Rechtsanwalt Peter Holtappels hat gestern in einem Radiointerview festgestellt, die von der Meyer Werft selbst eingesetzte Untersuchungskommission halte „ein bisher unbekanntes, äußeres Ereignis“ für den Auslöser der Katastrophe. Außerdem, sagt der Kommissions-Vorsitzende Holtappels, habe der Kapitän bei stürmischer See von vorn die Fahrt nicht gedrosselt.

Welchen Grund sollte er dazu gehabt haben? Auszüge aus dem offiziellen Bericht sind gestern in der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter und in der taz veröffentlicht worden. Danach ist eine Fehlkonstruktion der Bugklappe für die Katastrophe verantwortlich, die im vergangenen September etwa 900 Menschen das Leben gekostet hat – eine genaue Passagierliste der Unglücksfahrt existiert nicht.

Der Konstruktionsfehler war der Papenburger Werft, die das Schiff vor 15 Jahren gebaut hatte, seit langem bekannt. Die Untersuchungskommission wirft deshalb auch der Firma Meyer vor, daß sie die betroffenen Reedereien nicht gewarnt, sondern statt dessen – wie auch schwedische und finnische Behörden – auf die gültigen Zulassungspapiere verwiesen habe. Für Holtappels Theorie eines „unbekannten Objekts“, mit dem die Fähre kollidiert sei, hat die Kommission keinen Hinweis gefunden. Vielmehr hatten stürmische Wellen schon im Jahr 1993 die in derselben Art konstruierte Bugklappe eines Schwesterschiffs der „Estonia“ schwer beschädigt. nh