■ Urdrüs wahre Kolumne
: Retortenbaby Egon Krenz?

Immer rührend-hilfloser die Versuche von Langzeitarbeitslosen, der allfälligen Verelendung in der Gesellschaft des neuen harten Ellenbogens zu entgehen. Hängt da jetzt so ein neuer Dienstleiter im Waschsalon den Zettel aus: „Kaufe für Sie ein: Harry's Shopping-Service“. Schlechte Erfahrungen aber hat Harry auch schon gemacht, denn in seinem PS merkt er an: „Vertrauen gegen Vertrauen. Sie müssen nichts vorher zahlen aber mir zeigen, daß Sie soviel Geld im Hause haben!“ Soviel Geld, soviel Hoffnung und so wenig Chance...

Prinzipiell mögen wie sie gern, diese pfiffigen Ballonmützenkids um 5. Im geistigen Bullerbü-Milieu ihrer Lehrer&Erziehrinnen-Eltern bejammern sie mit eben diesen über dem Frühstücksmüsli das Aussterben von Flipper, Königsfalter und Auerhahn in formvollendeter Betroffenheit. Lassen sich vom neuen Volvo das Öko-Siegel zeigen, bevor sie auf dem von der Stiftung Warentest empfohlenden Kindersitz Platz nehmen und stolpern mir dieser Tage im Einzelexemplar eines Joschi im Park über den verschneiten Weg und lehren mich im Antje-Vollmer-Tremolo mit ihren 60 Monden Lebensweisheit dies: „Diese Schneekatastrofe kommt alles von der Umwelt!“ Die Armut aber kommt von der Poverté und das Bewußtsein aus dem Waschbär-Katalog – demnächst als Beilage in dieser Ihrer Tageszeitung. Zum piepmatzen!

In der Bremer Glocke packt heute Deutschlands größter UFO-Experte Michael Hesemann gnadenlos aus über all das, was in den Geheimarchiven von KGB und CIA an Wissen über UFOs und Kornkreis-Mysterien verborgen gehalten wird. Und Pastor Gauck von der gleichnamigen Behörde sitzt auf unwiderlegbaren Fakten, wonach Egon Krenz im Reagenzglas der Außerirdischen entstand aus der Befruchtung einer Eizelle von Biermanns Oma Meume mit herausgefiltertem Samen aus dem Totenhemd von Graucho Marx. Gut, daß es noch so schonungslose Aufklärung gibt.

Vor einiger Zeit würdigte ich mein untergründiges Leib- und Magenblatt Bambule an dieser Stelle als „subversives Hönkel-Magazin aus Bremen“. Erst durch einen LeserInnenaufruf gelang es der Redaktion, die Bedeutung des „Hönkeln“ herauszufinden. Nach gründlicher Recherche notiert das Editorial in der jüngsten Ausgabe die Erkenntis: „Hönkeln ist so ähnlich wie Schlumpfen.“ Ist es nicht schön, wie Jung und Alt auf diese Weise voneinander lernen können? Und Rebellion ist nach wie vor gerechtfertigt.

Es war zu erwarten, daß die Unsitte öffentlicher Heiratsanträge aus den überhitzten Studios der privaten TV-Sender überall dort zum Tragen käme, wo ein Mikrofon eingeschaltet ist und ein 20 Zentimer hohes Holzpodium Publizität verheißt. So gab es denn auch auf der Bremer Hochzeits-Messe zwischen Tüll, Corsagen und Lackschuhen manche Doofnuß, die die Gunst der Stunde nutzte. „Und frage ich, Thorsten Bickelmann, Corinna Bolzenschuß, ob sie mich heiraten will.“ Da freut sich Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer und die Kaffetante von der Krönung. Ulrich Reineking-Drügemöller