Das Prinzip Rock'n' Roll

■ Heute im Wehrschloß: Naked Agression, Kurort und Post Regiment

Riot Girls, Courtny Love und was mensch sonst noch mit emanzipierter Frauenmusik des Neunziger-Untergrunds assoziiert sei ja ganz schön und gut, meint Sängerin Kristin von Naked Agression - eine der charismatischsten Frontfrauen in der Welt der Gitarrenmusik.. „Umgehauen aber hat mich, als ich das erste Mal „Girlschool“ im Fernsehen gesehen habe. Das war wirklich wild, ich habe sofort daran geglaubt, daß die da den ganzen Tag saufen und Kerle abschleppen.“

Die frühe Vorliebe für schmutzigen All-Girl-Hardrock brachte Kristin zum Härtesten, Selbstbewußtesten und Offensivsten, was seinerzeit zu haben war: Punkrock. Die Sozialisation in der Hardcore-Szene der Bay-Area ging nicht spurlos an ihr vorüber - dort herrschte die Meinung vor, jeder könne alles, wenn er nur wolle. Und Kristin wollte singen – laut und zornig allem ihre verbalen Kampfansagen und ihre Verachtung entgegen schleudern, was einem das Leben so unerträglich macht; dem System, den Reichen und so. Derartig explizit politisch Stellung zu beziehen, brachte neben einigen von der Polizei gestoppten Konzerten wenigstens die Achtung der Szene, Polit-Fanzines wie „Profane Existance“ hofierten fortan die wütende Frontfrau und ihre drei Gefährtinnen. Seit 1990 prügeln sich Chris, Nate und Cyrus treu durch Kristies Songs, bedienen Bass, Gitarre und Schlagzeug mit Enthusiaismus, der auch mal Genauigkeit ersetzt. Naked Agression machen einfachen, rohen Punk. Das Prinzip Rock'n'Roll, daß es bei ewig gleicher Begleitmusik darauf ankommt, mittels origineller Refrains und gewitzter Textzeilen Neues aus dem Alten zu kitzeln, funktioniert aber auch bei Naked Agression: Kirstins Kreativitätsschübe machen aus den oft biederen Vier-Ackord-Werken kleine Schätze. Multikulturell das Beiprogramm: der Kurort, Österreichs cleverste und kreativste Hardcoreband (nur echt mit original Garth-Lookalike an der Gitarre), angekündigt. Harte Töne werden ohne Angst, vor der akustischen Gitarre mit allerlei Stilelementen aus anderen Genres verfeinert, verfremdet ohne daß alles in Crossover-Pampe endet. Vor allem aber der unnachahmliche österreichische Gesang von Sänger Andi Wimmer macht die Tischtennis-Freunde unverwechselbar. Und Post Regiment aus Polen machen das Backstage-Chaos mit dreierlei Sprachen perfekt. L. R.

Heute um 20 Uhr im Wehrschloß