Fast lautlos

■ betr: „Sekten-Wohnopoly: Mieter machen mobil“, taz vom 10. 3. 95

Als betroffene Mieter, die der fast lautlosen Umwandlung ihrer Wohnungen durch Scientologen im vergangenen Sommer zusehen mußten, freuen wir uns sehr über das beherzte Vorgehen der Mieter in der Allerstraße. „Fast lautlos“ hieß in unserem Fall Pressekonferenzen, Kleine Anfrage in der BVV, Mieterversammlungen, Unterschriftensammlungen etc. Das alles blieb ziemlich fruchtlos, da es sich zu wenig an die Kaufinteressenten richtete.

Wir hoffen deshalb, der Artikel hat jedem, der sich auf dem Immobilienmarkt nach einer Eigentumswohnung umsieht, klar gemacht hat, daß er früher oder später zwangsläufig an eine Scientology- Firma geraten wird. TCG, HIC, Brix, Lutz, Erber, Prewa, Transwert ... – es kommen täglich neue Firmen hinzu!

Bei dieser Übermacht auf Politiker zu hoffen, wäre naiv, gehen die doch wie üblich hinter ihren Verwaltungsvorschriften in Deckung. Dabei könnten sie leicht bei der für die Umwandlung nötigen und von den Bezirksämtern ausgestellten Abgeschlossenheitsbescheinigung ansetzen. Diese wird nämlich lediglich nach Aktenlage entschieden.

So kommt es immer wieder vor, daß die Bescheinigungen zum Beispiel auch für Wohnungen erteilt werden, die über keine Innentoilette verfügen. Eigentlich müßten die Bezirksämter vor Erteilung der Abgeschlossenheitsbescheinigung eine Hausbesichtigung vornehmen mit dem Nebeneffekt, daß für die auf eine schnelle Abwicklung setzenden Scientologen das ganze Geschäft wesentlich unattraktiver würde.

Erschreckend ist auch, daß der Sekte erlaubt wird, ihr Horror- Image einzusetzen, um Mieter einzuschüchtern. Drohanrufe und Bespitzelungen nehmen ständig zu, und die Polizei ist noch nicht einmal in der Lage, Tonbandaufzeichnungen der Betroffenen miteinander zu vergleichen.

Unser Infotelefon ist jeden Mittwoch von 19 bis 21 Uhr unter der Nummer 612 60 30 und 612 30 70 zu erreichten. Mieter gegen Scientology,

i.A. Reinhard Grinschgl,

10997 Berlin