Nicht lila -betr.: "Justitias mißratene Töchter im Streit", taz vom 8.3.95

Betr.: „Justitias mißratene Töchter im –Streit'“ v. 8.3.

Die Wiedergabe von und die Auseinandersetzung mit feministischen Positionen ist bekanntermaßen nicht die Sache von taz-bremen, vielmehr ist längst das Gegenteil der Fall. Bremerinnen kennen die Frauenfeindlichkeit nur zu gut. Daß nicht nur tendenziös, sondern auch handwerklich schlecht bzw. falsch recherchiert und gearbeitet wird, ist ausdrücklich zu rügen:

Zunächst ist die feministische Rechtszeitschrift „STREIT“ ersichtlich nicht lila, sondern strahlend blau. Welche Latzhosenfantasie will wohl Herr Pötter erwecken? STREIT wird zudem nicht in Bremen herausgegeben, wie unschwer ebenfalls dem Impressum zu entnehmen. Dies könnten jedoch nur Marginalien sein. Wir haben aber Anlaß und Grund darauf hinzuweisen, daß das Interview mit Sabine Heinke, STREIT-Redakteurin und Richterin in Bremen, das dem Bericht des Redakteurs Bernhard Pötter wohl zugrundeliegt, ausschließlich deren persönliche Meinung wiedergibt.

Weder gibt das Interview die Meinung der „Lokalredaktion Bremen“ wieder, noch gar die Meinung einer Gesamtredaktion, die sich i.ü. aus 21 Redakteurinnen in verschiedenen Städten zusammensetzt, Frauen mit ganz verschiedenen theoretischen Standpunkten, praktischen Ausrichtungen und politischen Meinungen, die sich -bislang- gemeinsam als „Feministinnen“ verstehen. Keineswegs ist es Meinung dieser Juristinnen, daß es ein Sonderrecht für Frauen nicht geben dürfte, daß Recht nicht Hebel der gesellschaftlichen Veränderungen sei, daß publizierte Meinung (hier: STREIT) nichts am System der herschenden Meinung ändere oder daß diese Juristinnen versuchten, (nur) größere Freiheiten für Frauen zu erreichen, oder gar am Ende STREIT-Frauen sich dazu hergeben, frauenfeindliche Entscheidungen zu fällen.

Wenn wir in der Redaktion einer solchen einhelligen Meinung von einer monocausalen Struktur gesellschaftlicher Verhältnisse, über deren Ursachen und Wirkung, deren Abänderungsmöglichkeiten, wären, hätten wir die Zeitschrift weder gegründet noch würden wir sie weiter betreiben.

Jutta Bahr-Jendges, Rechtsanwältin, Lokalredaktion Bremen;

Alexandra Goy, Rechtsanwältin, Lokalredaktion Berlin