Kalte Schulter für die kalte Rotte

■ RABA-Gutachten: Ausschreibung unter vier feurigen Varianten

Über die Zukunft der „Restabfall-Behandlungsanlage“ (RABA) in Bremen soll in Ruhe und im möglichst großen Konsens entscheiden werden. Das erklärte Umwelt-Staatsrat Manfred Morgenstern gestern bei der Präsentation des zweiten RABA-Gutachtens. Dessen Kernaussagen: „Eine Festlegung auf ein Verfahren zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht zu empfehlen. Es sollte daher eine parallele Ausschreibung von mindestens drei Verfahren erfolgen. Die zu Grunde zu legende Mengenbasis ist zu überprüfen.“

Das Gutachten der Beraterfirma Fichtner hat neun verschiedene Behandlungsarten für Bremens Restmüll untersucht, der laut Prognose im Jahr 2000 über 265.000 Tonnen betragen wird. Herausgekommen ist eine eindeutige Option für die Verbrennung – fraglich ist nur, in welcher Form. Der „biologisch-mechanischen“ Variante einer „kalten Rotte“ erklärt das Gutachten eine Absage: „Keine signifikanten Vorteile in technischer und ökologischer Hinsicht“, dafür ist diese Art der Müllbehandlung teurer. Übrig bleiben für die Gutachter vier vertretbare Varianten: die normale Müllverbrennung, wie sie auch in der MVA stattfindet, das „Thermo-Select“-Verfahren, die Flugstrom- und das Schwelbrand-Verfahren. Sie alle haben etwa die gleichen Werte an Schadstoffausstoß und unterscheiden sich geringfügig bei der Energiebilanz. Denn der Müll soll nicht einfach nur verfeuert werden, mit ihm will man Fernwärme erzeugen. Vom favorisierten Standort der RABA in der Nähe der jetzigen MVA sollen dann nach den Plänen des Umwletressorts Universität, Technologiepark und weite Teile Borgfelds mit Fernwärme versorgt werden.

Morgenstern erläuterte die „Grundsatzentscheidungen“ seiner Behörde: Erstens solle bei den Planungen über ein zukünftiges Müllkonzept der Mülltourismus in die MBA Bremerhaven wegfallen, „das ist ökologisch und ökonomisch unsinnig.“ Zweitens werde die von seinem Amtsvorgänger Lahl favorisierte mechanisch-biologische Lösung nicht weiter verfolgt, drittens wolle man ein waches Auge auf die Entwicklung der Müllmengen haben und auch mit den Umlandgemeinden kooperieren. Schließlich habe man beschlossen, erst einmal nichts zu beschließen: Die verschiedenen Konzepte sollen der Öffentlichkeit in Worshops vorgestellt werden (der erste davon findet am Montag im BITZ statt), die Umweltdeputation soll sich damit im April beschäftigen, bis zum Herbst will Morgenstern eine Senatsentscheidung und bis zum Ende des Jahres die Pläne durch die Bürgerschaft bringen. Baubeginn wird nach 2000 sein, fertig wird die RABA vielleicht im Jahr 2003-2005. Bis dahin wird die alte MVA weiterrauchen. „Nichts übers Knie brechen“, lautete die Devise des Staatsrat. Schließlich gehe es um eine Investition von 500 Millionen Mark und eine Anlage, die die Entsorgung Bremens für die nächsten 30 bis 50 Jahre sicherstellen solle. Eben dafür aber benötige man auch einen „breiten politischen Konsens“ in der Stadt. bpo