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„Katholische“ Kirchen

■ betr.: „Reformatoren uner wünscht“, Eurotaz vom 14. 3. 1995

In den Artikeln, die – durchaus informativ und erhellend – die momentane Situation der christlichen Kirchen in Europa zusammenfassen, ist Euch eine kleine, m.E. aber durchaus wichtige Ungenauigkeit unterlaufen. In den Artikeln wird durchgängig von der „katholischen Kirche“ geredet, wenn eigentlich die „römisch-katholische“ Kirche gemeint ist. Eine solche leider allgemein übliche Terminologie übersieht, daß es neben der römisch-katholischen Kirche noch andere katholische Kirchen gibt, die mit dem Papst in seiner derzeitigen Funktion und auch den Strukturen der römisch-katholischen Kirche herzlich wenig zu tun haben.

In meinem Blickfeld steht hier vor allem die Alt-Katholische Kirche, eine Kirche, die sich aus dem Widerstand gegen das Erste Vatikanische Konzil (1869–1870) entwickelt hat, die allgemein als eine „katholische“ Kirche anerkannt wird und in der die Themen hierarchische Struktur oder Zwangszölibat längst Schnee von gestern sind. In der deutschen Alt-Katholischen Kirche werden in absehbarer Zeit auch die ersten Frauen zu katholischen Priesterinnen geweiht werden (in den meisten alt-katholischen Kirchen anderer Länder dauert der Diskussionsprozeß noch an), und aufgrund unserer basisdemokratisch synodalen Strukturen wird auch das Thema „homosexuelle Liebe und Kirche“ längst konstruktiv diskutiert. Insofern: Die Katholische Kirche, in der KatholikInnen „als Erwachsene behandelt werden, als freie und verantwortliche Menschen“, wie es sich Serge Lafitte in seinem Kommentar erträumt, gibt es längst, auch wenn sie – noch immer – sehr klein und wenig bekannt ist. Walter Hans Jungbauer,

Eschenbach

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