Rücken, Nase und Genick

■ St. Pauli ist nach dem 0:2 beim VfB Leipzig nur noch Vierter

Er hatte sie gewarnt, daß es zu leicht gehe, daß man aufpassen müsse. Tja, Uli, hat leider nichts genützt. Ausgerechnet beim abstiegsgefährdeten Tabellenvorletzten VfB Leipzig erhielt der zuletzt hochgelobte FC St. Pauli mit 0:2 einen herben Dämpfer und ist damit seit Monaten erstmals wieder auf einen Nicht-Aufstiegsplatz zurückgefallen (siehe Tabelle links).

Mit der Favoritenrolle kam St. Pauli wieder einmal überhaupt nicht zurecht. Daß sich Pauli eben viel lieber im Kostüm des von allen geliebten Underdogs gebärdet – und deswegen eigentlich in die Bundesliga zwangsversetzt gehört – hatten die Fußballexperten schon beim Pokalknüller auf dem Betzenberg erkannt. Die einfallslose Vorstellung der Maslo-Mannen am Freitag abend kam aber doch überraschend. Von der Souveränität des Zwischenspurts – 15 Spiele ohne Niederlage und 24:6-Punkte am Stück – zeigten sich die Akteure jedenfalls weit entfernt.

Hätte Schiedsrichter Frey aus Neu-Ulm das Spiel schon nach einer Stunde abgepfiffen und Punkte für die Spielanteile vergeben, St. Pauli wäre als klarer Sieger aus der Tristesse des Leipziger Zentralstadions abgezogen. Aber weil die Paulianer nach der spielerischen Überlegenheit fairerweise auch die zahlenmäßige (nach gelb-rot für Torjäger Jürgen Rische in der 77. Minute) nicht ausnutzen wollten, entschied der Leipziger Heidrich mit zwei Toren (59. und 89. Minute) den lauen Zweitligakick.

Selbst Trainer Uli Maslo wußte danach nicht so recht, woran er war. „Die Niederlage hatte bestimmte Gründe, die aber nicht in der Qualität unseres Spiels lagen“, sagte der Coach. Über die gute Leistung im Mittelfeld mochte er sich nicht freuen, über die mangelnde Torgefährlichkeit nicht ärgern: „Enttäuschend war, daß wir das Spiel total beherrscht, aber kaum Chancen herausgearbeitet haben.“ Neben Kreativität habe nach dem Rückstand auch die nötige Ruhe gefehlt.

Mit Wolfsburg, Mannheim und Rostock vor der Nase sowie Düsseldorf, Meppen und Köln im Genick wird auch in Zukunft Ruhe nur schwerlich aufkommen. Mittelfeld-Akteur Bernd Hollerbach spielt Prophet: „Der Aufstieg wird erst am letzten Spieltag entschieden.“

Schon in der nächsten Partie am kommenden Montag um 20.15 Uhr, im direkten Duell gegen den Mitaufstiegs-Aspiranten Fortuna Düsseldorf, wird sich der FC wieder von seiner besseren Seite präsentieren. Davon ist zumindest Uli Maslo überzeugt: „Die Mannschaft funktioniert am besten, wenn sie mit dem Rücken zur Wand steht und kämpferisch gefordert wird.“

Marcus Reddemann