Die Pillen aus Leverkusen laufen immer schlechter, die Gewinne aber immer besser

Vor Steuern hat die Bayer AG im vergangenen Geschäftsjahr 3,29 Milliarden Mark Gewinn eingenommen. Das sind 40 Prozent mehr als 1993, und 1995 soll noch einmal ein Plus von 15 Prozent dazukommen. Der Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider hat gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Leverkusen trotzdem weitere Entlassungen angekündigt. 1.800 Stellen fallen allein in den deutschen Werken des Chemie- und Pharmakonzerns weg. Ende 1994 standen noch 146.700 Beschäftigte auf den Lohnlisten, davon 71.900 im Inland.

Vor allem der Ferne Osten und Lateinamerika habe den Umsatz um sechs Prozent auf 43,4 Milliarden Mark angehoben, sagte Schneider, leider sei die Preisentwicklung „völlig unbefriedigend“ – immer mehr Pharmapatente laufen aus, Bayer muß mit billigen Nachahmern konkurrieren. Das „Geschäftsfeld Gesundheit“ habe deswegen 203 Millionen Mark weniger eingebracht als noch im Krisenjahr 1993. Trotzdem will Schneider versuchen, Bayer-Produkte in diesem Jahr um „durchschnittlich zwei Prozent“ teurer zu verkaufen.

Wettgemacht wurden die Einbußen durch einen wahren Boom im Chemiegeschäft, das sich um neun Prozent auf 21 Milliarden Mark Umsatz verbessert hat. Ein wenig soll davon auch der ehemalige Stammsitz der heutigen Tochter Agfa profitieren. Schneider kündigte an, 150 Millionen Mark in einen Teil der Chemie GmbH Bitterfeld-Wolfen zu investieren. 100 Arbeitsplätze werden damit gesichert. Die Aktionäre dürfen 13 Mark Dividende kassieren. Die Ausschüttung erreicht damit Firmenrekord von 901 Millionen Mark. Foto: Jochen Eckel