Kampf mit Windmühlen

■ Arbeitsbilanz der Energieleitstelle: „Erste kleine Schritte“ zum Klimaschutz Ziel: 30 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2005. Erreicht bis jetzt: 2 Prozent

Beim Stichwort „Klimaschutz“ schaut derzeit alles nach Berlin. Dort wird nächste Woche die Weltklimakonferenz beginnen und das globale Klimadenken in den Vordergrund rücken. Das lokale Klimahandeln dagegen hat sich die „Energieleitstelle“ beim Bremer Umweltressort auf die Fahne geschrieben. Die Behörde präsentiert jetzt ihre Erfolge aus den vergangenen vier Jahren in der Broschüre „Energiepolitik in Bremen“ als die „ersten bescheidenen Schritte, auf kommunaler Ebene mit Energie sinnvoll umzugehen“. Und auch vom BUND kommt Lob für die Arbeit der Energieleitstelle: „Was die da machen, ist für ein kleines Land wie Bremen schon vorbildlich“.

Die Meßlatte liegt hoch: Die Bundesrepublik strebt an, bis zum Jahre 2005 ihren CO2-Ausstoß um 25 bis 30 Prozent zu reduzieren, Bremen will bis 2005 insgesamt 30 Prozent weniger des Treibhausgases Kohlendioxid in die Luft blasen. Von diesem Ziel ist Bremen noch weit entfernt: 45 Milliarden Kilowattstunden Energie verbraucht das Land 1992 und setzt dafür 14 Millionen Tonnen CO2 frei. Diesen Ausstoß hat Bremen bisher um etwa 2 Prozent reduziert, meint Edo Lübbing von der Energieleitstelle – nicht viel, aber in seinen Augen ein guter Anfang und ein umweltpolitischer Erfolg der Ampelkoalition.

Denn die Liste der Projekte, die die Energieleitstelle seit ihrer Angliederung an den Umweltsenator in der Ampelkoalition gefördert hat, ist lang: Unterstützung von Wärmedämmung in über 1.000 Fällen, Neubau diverser Häuser nach Niedrigenergiestandards, die Förderung der effektiveren Brennwertechnik, die Planung und Aufstellung von Windenergienalagen, die Einrichtung von Kraft-Wärme-Kopplung in der Industrieproduktion und nicht zuletzt die Nutzung von Solarenergie für Warmwasser und Stromerzeugung durch Privathaushalte.

Das Wichtigste für die Energieleitstelle in Bremen im Gegensatz zu solchen Gremien in anderen Ländern ist, „daß wir hier richtig Geld zu verteilen haben, mit dem wir die Realität verändern können“, meint Lübbing. Sechs Millionen Mark im Jahr stehen für die Energie- und Klimapolitik bereit. „Damit machen wir auch Wirtschaftsstrukturpolitik: Wir sorgen für Umwelt-know-how und damit für Beschäftigung im Bremer Handwerk. Dadurch bleibt das Geld im Land, während es sonst für den Energieeinkauf aus Bemen wegfließt.“

Auch in der Industrie setze sich die Einsicht durch, daß Energiesparen auch Geldsparen bedeutet: „Mit Kraft-Jacobs-Suchard haben wir ein Modellprojekt angefangen, mit dem im Büro Energie gespart werden soll. Vor allem testen wir ein Verfahren, das bei der Kaffeeröstung Energie spart. Wenn sich das bewährt, wird das mal eine Menge CO2 sparen“ – allerdings in Berlin, wo der Röstkonzern seine größten Werke stehen hat.

Neben Modellprojekten wie dem sozial-ökologischen Vorzeigebau der Bremer Heimstiftung in Osterholz, dem Bau von Niedrig-Energie-Häusern auch durch Firmen und dem Bau eines gebäudeintegrierten Photovoltaik-Werkes hat die Umweltbehörde besonders versucht, die Bremer Stadtwerke durch Überzeugung und Daumenschrauben auf grünen Kurse zu trimmen: Ausbau der Fernwärme, ein neuer Konzessionsvertrag, der die Stadtwerke nicht nur als Stromlieferant, sondern auch als Dienstleister beim Stromsparen festschreibt und eine Linearisierung der Strompreise – wer viel verbraucht, zahlt auch viel.

Allerdings erfaßt die Bremer Energieleitstelle nur einen Teil der Bremer Schadstoffe: Privathaushalte und Gewerbetreibende, die für knapp 40 Prozent des Bremer CO2-Ausstoßes verantwortlich sind. Andere große Dreckschleudern bleiben da noch außen vor: Allein die Stahlwerke Bremen haben einen Anteil von mehr als 40 Prozent am CO2-Austoß, für sie ist der Strompreis auch wesentlich geringer und nicht linear gestaffelt. Auch der Verkehr mit seinen 17 Prozent CO2-Anteil ist nicht Sache der Leitstelle, kritisiert der BUND: „Der Verkehr und damit der CO2-Ausstoß nehmen zu“, meint Bernd Langer, wirkliche Klimapolitik müsse auch da ansetzen. Langer wünscht der Behörde daher einen Kompetenzzuwachs: „Für Verkehr sollte der Umweltsenator zuständig sein.“

bpo