„Die Versetzung im Mai ist gefährdet“

■ SchülerInnen der Freien Schulen demonstrierten für das Niedersachsen-„Gastschulgeld“

„Auf in den Kampf, Klaus, zieh in die Welt, sei unser Held - besorg uns das Geld“ skandierten gut 400 SchülerInnen gestern mittag auf dem Marktplatz. Bremens Privatschulen hatten zur Demonstration für die Sicherstellung ihrer Finanzgrundlage aufgerufen. Am 28.3. könnte in einem Vier-Augen-Gespräche zwischen Wedemeier und Niedersachsens Ministerpräsident eine Entscheidung über das „Gastschulgeld“ für niedersächsische Kinder an bremischen Privatschulen fallen. Niedersachsen will für seine Landeskinder in Bremens freien Schulen nicht mehr zahlen.

Werden die Bildungs-Brücken an der Landesgrenze dann vom kommenden Schuljahr an hochgezogen? „Mein Freund ist Niedersachse“, hatten SchülerInnen auf ein Plakat geschrieben, „Kompetenz braucht Bildung“ witzelte ein anderes mit der Anspielung auf das Wedemeier-Wahlkampf-Plakat.

SPD-Bildungssprecherin Bringfriede Kahrs erklärte das Problem der bremischen Politik: „Wir können es uns nicht leisten, ohne Verhandlungsdruck zu verhandeln.“ Im Klartext: Die bremische Bildungsbehörde droht den freien Schulen, daß die Zuschüsse im kommenden Schuljahr für niedersächsische SchülerInnen nicht mehr fließen, damit die Schulen den neu angemeldeten SchülerInnen drohen, sie nicht aufzunehmen, damit die Umland-Kommunen sauer auf Hannover sind und den Druck weitergeben und der Ministerpräsident weich wird. „Wir werden am 28.3. ein Ergebnis haben“, versprach Bringfriede Kahrs, „da bin ich mir ganz sicher.“ Bloß welches, das wollte sie nicht versprechen.

Ein Waldorf-Lehrer hatte über die Schüler „Henning und Klaus“ berichtet („Die Versetzung im Mai ist gefährdet“) und die versammelten SchülerInnen angesichts des Pokers die rhetorische Frage gestellt, welche Note sie in Rechnen, Staastsbürgerkunde und auch in Betragen den beiden geben würden. „Eins?“ „Neeeiin“ schallte es zurück. „Zwei?“ „Neeeiin“. Bei „Sechs?“ schließlich antworteten alle SchülerInnen erfreut mit „Jaaaaa.

AfB, FDP, CDU und Grünen-SprecherInnen beteuerten vor den SchülerInnen, wie sehr sie deren Anliegen verstünden und unterstützten. Wie man den Niedersachsen in die Tasche greifen kann, wenn die das Geld nicht freiwillig rausgeben, wußte aber niemand zu erklären.

Für das Jahr 1995 geht es bei den Freien Schulen nur um eine Differenz von 200.000 Mark, wenn Niedersachsen wie versprochen für alle schon in den Schulen befindlichen SchülerInnen weiter zahlt und nur neue SchülerInnen nicht mehr finanzieren will. Dabei geht es also vor allem um die Weichenstellung für die Zukunft. Betroffen wäre vor allem die Tobias-Schule, die Niedersachsen aber weiter braucht, und die „Freie Evangelische Bekenntnisschule“ mit ihrem hohen Niedersachsen-Anteil.

In den Verhandlungen am 28.3. geht es auch die 9 Mio., die Niedersachsen für Niedersachsen-Kinder in staatlichen Bildungsgängen bisher jährlich zahlte. Niedersachsen will nur noch 5,5 Mio. geben. Dagegen, erklärte Staatsrat Hoffmann, hat die bremische Bildungsbehörde ausgerechnet, was die niedersächsschen Gastschüler (auch in den Berufsschulen) das Bundesland Bremen wirklich kosten: bis zu 30 Millionen. Bremen fordert aber nur 13 Millionen davon zurück. Vor dem Spitzengespräch am 28.3. wird es keine Annäherung in den Zahlen mehr geben. K.W.