■ Linsen Soufflé
: Ein Schwabe schwebt über Hollywood

Jetzt haben wir den Salat beziehungsweise den Schwaben. War wirklich nicht mehr zu vermeiden. Nachdem Roland Emmerich mit seiner „Stargate“-Blödelei einen unübersehbaren kommerziellen Erfolg landen konnte, wollen jetzt alle den einstigen „Spielberg aus Sindelfingen“ als Regie-Arbeiter engagieren. Emmerich wird mit Angeboten bombardiert. Aber er lehnt alles ab. Das Remake von „Planet der Affen“ konnte ihn nicht reizen, und auch die Adaption des Anne- Rice-Bestsellers „Die Mumie“ wollte er nicht drehen. Der Grund: Roland will alles selber machen, vor allem selber schreiben. Innerhalb von vier Wochen hat er zusammen mit seinem Kumpel Dean Devlin einen ersten Drehbuchentwurf zum Science-fiction-Film „Independence Day“ abgeliefert. Die Geschichte? So simpel wie möglich: Aliens greifen an. Eine Invasion Außerirdischer. Die wollen am amerikanischen Unabhängigkeitstag die Weltherrschaft übernehmen. Mal ganz was Neues. Emmerichs Agentur CAA hat das Skript dann sofort an die großen Studios verschickt. Man feilschte und überbot sich, und nach 36 Stunden stand der Sieger fest: 20th Century Fox. Jetzt geht alles seinen außerirdischen Gang. Emmerich tritt als Regisseur, Autor und Produzent auf, Freund Devlin als Produzent und Autor und Schwesterchen Ute Emmerich als ausführende Produzentin. Starttermin für „Independence Day“ ist, wie könnte es anders sein, der 4. Juli 1996. Jetzt schwebt der Schwabe also endgültig – und wahrscheinlich sehr lange über Hollywood. Ein anderer Deutscher dagegen bleibt auf dem Teppich und versucht sogar, Kunst zu machen: Götz George. Nachdem er sich gerade als „Das Schwein“ in einem Kommerz- Kanal suhlt, wird er demnächst als Fritz Haarmann auf Leinwänden die Psyche eines Mörders offenlegen. Romuald Kamarkars („Warheads“) zweiter Spielfilm wird „Der Totmacher“ heißen und die Geschichte des deutschen Serienkillers, der 1924 in Hannover des Mordes an 24 jungen Männern überführt wurde, erzählen. Der Film stützt sich auf Gespräche Haarmanns mit einem psychiatrischen Gutachter. Man darf gespannt sein. Genauso wie auf Liam Neesons neue Rolle. Der gibt nämlich Oscar Wilde, und Hochzeitsmuffel Hugh Grant spielt seinen Liebhaber. Nacktszenen werden wahrscheinlich nur spärlich zu sehen sein. Vielleicht ein Kuß? Massenweise Nacktkörperkultur wird dagegen von Demi Moore geliefert. Sie übernimmt die Hauptrolle in Andrew Bergmanns Thriller „Strip Tease“. Es handelt sich um eine Verfilmung eines Romans von Carl Hiaasen, der in der Schmuddelszene Floridas angesiedelt ist. Bruce Willis Gattin wird für die Rolle zwischen 10 und 12 Millionen Dollar einstreichen. Das Filmbudget wird aber in phantastische Höhen steigen, wenn Jack Nicholson zusagt, einen korrupten Politiker zu spielen.

Zum Schluß wieder mal die schlimmste Nachricht: Ein zweiter Teil von „Pretty Woman“ rückt in beängstigende Nähe. Alle Hauptdarsteller des klebrigen Originals und Regisseur Gary Marshall signalisierten heftiges Interesse an einer Fortsetzung des verlogenen Märchens. Karl Wegmann