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Durchs DröhnlandDraufhauen kann man überall, nicht nur auf Tasten

■ Die besten und schlechtesten, die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Wer sich fragt, warum plötzlich allüberall wieder Singer/Songwriter wie die Pilze blühen, warum der Herr Niedecken sich traut, seinen Dylan zu nötigen, warum ein Label wie Glitterhouse, das zeit seines Bestehens ausschließlich elektrische Gitarren veröffentlichte, urplötzlich und radikal auf die akustische umschwenkt, oder vielleicht fragt sich ja auch jemand, woher plötzlich dieses ganze Neo-Folk-Zeugs, diese Sonya Hunters und Penelope Houstons kommen. Das war natürlich nie weg, aber die Wellen kommen und gehen, und es ist doch sehr nett, wenn dabei ein wenig schöne Musik von verdienten Legenden an die Oberfläche gespült wird. So wie Michael Hurley, der sich schon mit den einschlägigen Beatniks rumtrieb, der noch schwarz auf Güterwagen reiste, hin und wieder eine Platte aufnahm, in einer Keksfabrik arbeitete und immer in Musiker-Kreisen einen ungeheuren Stellenwert besaß. Das kann man in seinem zerknitterten Gesicht alles ablesen, seiner Stimme hört man es nicht an, die ist jung und hoffnungsvoll, warmherzig und voller Liebe. Terry Lee Hale trat bisher hauptsächlich dadurch in Erscheinung, daß er sich auf einem frühen SubPop-Sampler mitten zwischen all diesen Grunge-Kapellen fand und dort eine etwas sonderbare Figur abgab. Genauso wie Mudhoney oder Nirvana gehörte er aber zur Seattler Szene, wenn auch mit deutlich anderen Mitteln. Hale ist weniger Hobo als Hurley, etwas mehr Country, seine Stimme nicht so warm, aber dafür klar, mehr jungensmäßig.

Heute, 21 Uhr, Huxley's Junior, Hasenheide 108–114, Neukölln

Immer noch Berlins erste, einzige, letzte und beste Skatepunk- Band: Desaster Area, benannt nach der legendär „lautesten Band im Universum“ aus Douglas Adams' Anhalter-Trilogie, verläßt wieder einmal ihr Trabantenstadt-Ghetto, das Märkische Viertel, um die Shorts und die panischen Gitarren auszuführen.

Morgen, 22 Uhr, Schoko-Laden Mitte, Ackerstraße 169/170

Früher einmal wurden Carter The Unstoppable Sex Machine als die Rettung des englischen Pop gefeiert. Das passiert bekanntlich ja fast jeder zweiten Band im United Kingdom, aber Carter war die Sache durchaus zuzutrauen. Damals standen sie noch als Duo auf der Bühne, nur unterstützt von einer stumpfen Rhythmusmaschine, und machten einen hochmelodischen und trotzdem extrem exzentrischen Punkrock mit Texten, die jedes wichtige Thema behandelten, das gemeinhin nicht in Popmusik aufzutauchen pflegt: Kindesmißbrauch, Aids, der Anarchist von nebenan. Die Anti- Golfkrieg-Single „Bloodsport“ trug ihnen einen BBC-Bann ein, der sich ausnahmsweise aber nicht in größerer Popularität ausdrückte. Statt dessen wurden sie durch die Pleite von Rough Trade in England in Mitleidenschaft gezogen, kurz zuvor hatten sie es noch in die regulären Top Ten geschafft. Neuerdings haben sie ihre Beatbox aber eingemottet und sich einen Trommler aus Fleisch und Blut zugelegt. Und ihre Musik hat bei den Punkvorgaben leider etwas Patina angesetzt. Die große Irritation geht schon lange nicht mehr von Carter aus.

Am 26.3., 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg

Deine Lakaien sind sonst die Helden unserer schwarzgewandeten Freunde von der Friedhofs- Front, doch dieses eine Mal haben sie ihre piepsige Elektronik zu Hause gelassen und kommen nur mit Sänger Alexander Valjanov und dem Keyboarder Ernst Horn auf Tour. Der spielt dabei ein sogenanntes „präpariertes Klavier“, eine Erfindung von John Cage aus den Fünfzigern. Dazu werden auf den Saiten und im Klangkörper verschiedene Gegenstände verteilt, die so nicht unwesentlich den Klavierklang beeinflussen. Und überhaupt kann man ja überall draufhauen, nicht nur auf die Tasten. Das Vorprogramm bestreiten der Lakaien-Geiger Christian Komorowski und sein Nebenprojekt Das Holz, ein Trio aus zwei Violinen und einem Schlagzeug, das in seinen Instrumentals hauptsächlich Osteuropäisches verwurstet.

Am 28.3., 20 Uhr, Passionskirche, Marheinekeplatz, Kreuzberg

Wer von Musik nicht mehr als ein paar saftige Gitarrenriffs erwartet, eine nette Mitgröl-Melodie und einen Sound, der kräftig- druckvoll nach vorne geht, ist bei den Senseless Things an der richtigen Adresse. Sie selbst nennen es „teenage love songs“, und das hebt sie positiv ab von anderen englischen Kollegen wie den Manic Street Preachers, die hinter ihrer dumpfen Mucke irgendwelche revolutionären Inhalte vermuten. Die Senseless Things rufen statt dessen eine Zeit in Erinnerung, als man auch in England mit vollen Gitarrenbreitseiten Popmusik zu machen verstand, im besten Falle also The Knack, auch wenn deren Little-Girls-Understand-Dreistigkeit weiterhin unerreicht bleibt. Unverzichtbar dabei natürlich auch ein Sänger, der losbrüllt, als hätte er gerade eben erfahren, daß auch seine Jugend nicht ewig dauert. Bands wie die Senseless Things wird es so lange geben, wie junge Männer noch glauben, daß junge Frauen es besonders cool finden, wenn junge Männer auf der Bühne stehen und eine Gitarre umgebunden haben. Und es gibt doch wahrhaftig unangenehmere Gründe, um Musik zu machen. Exakt dasselbe gilt für Medfield MA, ein Quintett aus Lübeck, das so unverschämt den US-Underground von Dinosaur Jr. über Buffalo Tom bis zu Moving Targets plündert, ohne beim Englischsingen auf einen hübschen deutschen Akzent zu verzichten, daß man es schon wieder sympathisch findet.

Am 28.3., 21 Uhr, Knaack, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg

Früher noch als langweilige Drogenfresser verschrien, sind Monster Magnet plötzlich zur hippen Speerspitze des schon lange schwelenden Seventies-Revival geworden. Und das mit mächtigen Gitarrenschlieren und ellenlangen Songs. Das Witzige ist nur, wer plötzlich zu ihren Konzerten rennt. Frage Deine Freunde, Du wirst überrascht sein.

Am 27.3., 21 Uhr, Huxley's Neue Welt

Live-Helden sind Behind The Sofa in ihrer holländischen Heimat längst, und das obwohl sie bisher nicht über Tapes hinausgekommen sind und seit nun zwei Jahren auf ihre ersten Platten warten. Tatsächlich ist der Latzhosen-Folkrock, den sie spielen, wohl vor allem in stickigen, kleinen Kneipen tauglich, auch wenn er leichte, luftige Momente kennt. Doch meist ist die Musik der Niederländer ein schwer wuselndes Etwas aus rhythmischen Eskapaden, einer hysterischen Flöte, akustischen Gitarren und mehreren SängerInnen, die sich um die Kommunikation untereinander und mit dem Publikum verdient machen.

Am 30.3., 21 Uhr, freier Eintritt, Duncker, Dunckerstraße 64, Prenzlauer Berg Thomas Winkler

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