Richtigstellung

■ betr.: „Verbockte Bestseller“, taz vom 21. 3. 1995

Lieber Helmut Höge,

welche „Vespa“ hat denn Dich gestochen? Daß Du mit Deinen Fakes berühmt und berüchtigt geworden bist, ist ja hinlänglich bekannt, und bereits einmal wäre unser Verlag auf eine Deiner erfundenen, ach so realistisch anmutenden Reportagen hereingefallen und hätte sie in das Buch „Geisterbahnhöfe“ übernommen, aber Dein heutiger Artikel „Verbockter Bestseller“ geht nun doch ein wenig zu weit mit dem Erfindungsreichtum.

Wir beide haben niemals über ein „Schwalbe-Buch“ gesprochen, und Du hast auch nie von mir ein „lukratives Angebot“ dazu erhalten. Das könnte ich auch gar nicht, weil der be.bra verlag für Berlin und Brandenburg einen eigenen Verleger hat (Ulrich Hopp) und unser Verlag an diesem Unternehmen nicht beteiligt ist. Ich bin dort privat mit 10.000 DM Minderheitsgesellschafter, weil mir an der Fortführung guter Regionalliteratur liegt und unsere Reihe „Berliner Blicke“ zum Ende vorigen Jahres ausgelaufen ist. Das ist aber auch alles. Ich habe dort einfach nichts zu sagen. Was Du mit den Kollegen von be.bra abgesprochen hast, entzieht sich absolut meiner Kenntnis.

Keineswegs meiner Kenntnis entzieht sich dagegen der Jahresabschluß 1994 des Ch. Links Verlages. Sobald er fertiggestellt ist, schicke ich Dir gern eine Kopie. Vielleicht erschließt sich Dir dann etwas genauer, daß in Verlagen unseren Zuschnitts mit einer Mischkalkulation gearbeitet wird, also Gewinne aus den einen Projekten (etwa „Chronik der Wende“) benutzt werden, um andere Projekte zu finanzieren, die Verluste einfahren (etwa „Gott in Bautzen“ oder „Zeitbombe Ostsee“), die uns aber aus inhaltlichen Gründen wichtig sind. Wenn dann zum Jahresende 10.000 DM als Gewinn übrigbleiben, sind wir verdammt froh.

Wenn Du so willst, ist das unsere „Berliner Ökonomie“. Christoph Links