■ Standbild: Verblüff-Bluff
„Unter deutschen Dächern“, ARD, Mi., 21.45 Uhr
Trockengelegte Schwimmbäder, nagelneue, aber ungenutzte Panzerwaschanlagen, Brücken, die nur zwei Luftpunkte miteinander verbinden, Schürmann-Bau und „Kalter Brüter“. Schilda ist überall, und Mischka Popp und Thomas Bergmann geben in „Murks“ diesen dubiosen Ort, dessen Stadtväter, irgendwo hinter Hängeordnern geduckt, unermüdlich neue Grotesken ersinnen, zur Besichtigung frei. Auf ihrer Wanderschaft quer durch die Republik haben Popp und Bergmann eher die kleinen Idiotien zusammengetragen: kostspielige Papierkriege und Verwaltungsscharmützel – lakonisch abgefilmter Wahnwitz.
Auch der Mann, dem die vermeintlich verkehrsberuhigende Bodenwelle erst Lärm und Ärger ins Haus geholt hat, kann seiner Empörung freien Lauf lassen. Kein Schnitt zensiert seinen Redefluß. Nur hin und wieder braust ein Auto durchs Bild, bremst, holpert über den rot- weißen Straßenbelag und gibt wieder Gas. Doch in Szenen wie dieser und bei Fragen wie „Gibt es nicht im Grundgesetz irgendeine Klausel...“, „Waren die [vom Liegenschaftsamt] wenigstens betroffen?“ stellt sich beim Zuschauen Skepsis über derart zelebrierte Naivität und Bürgernähe ein.
„Murks“ ist nach „Giftzwerge“, einem vergnüglichen Film über Nachbarschaftskriege, und „Heimwerkern“, einer satirischen Studie über bastelwütige Kellerfummler, der letzte Teil von Popps und Bergmanns Trilogie über deutsche Verschrobenheit. Doch diesmal wirkt das scheinbar so arglose Kopfschütteln bei aller Ironie bisweilen gespreizt. In „Murks“ hat sich eine eitle Abgeklärtheit der Dokumentaristen hineingeschlichen, die sich schwerlich als Verblüffung tarnen läßt. Birgit Glombitza
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