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Mobilzeit statt Teilzeit

■ Teilzeitarbeit, das klingt zu sehr nach Frauenarbeit. Um sie auch Männern schmackhaft zu machen, entstand ein neuer Begriff

Berlin (taz) – Zur „Teilzeitoffensive" blies Bundesarbeitsminister Blüm im vergangenen Jahr. Auch der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Jagoda, warb für mehr Teilzeitjobs. Besonders auch den Männern sollte die verminderte Arbeitszeit schmackhaft gemacht werden, um damit auf dem engen Arbeitsmarkt vielleicht ein paar Jobs zu retten. Das Ergebnis ist bekannt: ein paar mehr Männer ließen sich zur „Teilzeit“ herab, ansonsten sind es immer noch zu 92 Prozent Frauen, die in Teilzeit schubbern. Alles eine Frage des Images, dachte sich daher der Bundesarbeitsminister. Der Begriff „Teilzeit“ ist eben zu sehr negativ behaftet, klingt irgendwie nach minderwertiger Arbeit, nach „Teilen“ gar. Wer will aber schon freiwillig „teilen“, wenn es die andern auch nicht tun? Na eben.

Ein neuer Name muß her, dachten sich die PR-Strategen und veranlaßten eine kleine Befragung, „gewissermaßen des Mannes von der Straße“, wie ein Ministeriumssprecher berichtet. Das neue Wort war schnell gefunden, wie genau, weiß eigentlich keiner, aber plötzlich war es einfach da: Mobilzeit ist der Begriff, der jetzt im Textverarbeitungsprogramm für die Info- Broschüren die alte, erfolglose „Teilzeit“ ersetzt. „Klingt irgendwie modern, nach vorne gerichtet“, freut man sich im Ministerium. So irgendwie nach ADAC, nach Automobil, nach großer weiter Welt, möchte frau ergänzen. Typisch männlich jedenfalls. Und gar nicht nach Arbeit. Unter „Mobilzeit“ stellt man sich Zeit zum Autofahren vor, zum Reisen, und das ist ja auch was Schönes. Auf die Idee, daß sich dahinter wechselnde oder gar verminderte Arbeitszeiten verbergen, kommt man dagegen nicht so schnell. Soll man vielleicht auch nicht. Denn dann wäre auch wieder der negative Beigeschmack da. „,Teilzeit‘, das klang eben zu sehr nach Frauenarbeit“, erklärt ein PR-Stratege, „der neue Begriff mußte besser kommunizierbar sein“. Wir haben verstanden: Mehr „Mobilzeit“ für den Mann! Barbara Dribbusch

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