Keine Militärpatrouillen mehr in Belfast

■ Schritt zum Frieden in Nordirland

Belfast (dpa/AP) – Auf den Straßen der nordirischen Hauptstadt Belfast werden künftig keine britischen Soldaten mehr patrouillieren. Von Freitag mitternacht an sollten das gesamte Stadtgebiet und Kleinstädte des näheren Einzugsgebiets nur noch von Polizisten ohne Militärschutz kontrolliert werden, wurde in Belfast offiziell mitgeteilt. Streifen am Tage gibt es bereits seit Januar nicht mehr. Damit kehrt Belfast nach mehr als 25 Jahren Militärpräsenz zur Normalität zurück.

Es ist das erste Mal seit 20 Jahren, daß es keine Militärpräsenz in den katholischen Vierteln im Westen der Stadt mehr gibt. Seit Januar hatten Soldaten sich schon tagsüber aus dem protestantischen Osten und dem Zentrum ferngehalten. Die Polizeiführung erklärte, die Entscheidung sei ausschließlich im Hinblick auf die Sicherheitslage getroffen worden; man werde aber weiterhin auf militärische Unterstützung zurückgreifen können, wenn dies notwendig werden sollte. Die großen Kasernen Belfasts bleiben vorläufig besetzt.

Die Einstellung der Patrouillen gilt als Zeichen zunehmenden Vertrauens in die Waffenruhe, die seit letztem Herbst von der für einen Anschluß der Provinz an die Republik Irland eintretenden Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) und den für einen Verbleib bei Großbritannien kämpfenden protestantischen Organisationen eingehalten wird. Beobachter halten sie auch für eine britische Vorleistung für die direkten Gespräche zwischen der britischen Regierung und der der Untergrundorganisation IRA nahestehenden Partei Sinn Féin, mit deren baldigem Beginn jetzt gerechnet wird. Bisher waren Direktverhandlungen nicht zustandegekommen. London wollte einen Zeitplan für den Abbau des terroristischen Waffenarsenals auf die Tagesordnung setzen, Sinn Féin wollte dagegen über eine völlige Demilitarisierung der Unruheprovinz reden, also einschließlich der Polizei- und Militärwaffen.