■ Mit Gatt-Verlierern auf du und du
: Die Exportfalle

Rom (AP) – Die Liberalisierung des Welthandels durch das neue Gatt-Abkommen hat der Landwirtschaft in den armen Ländern nach einer Untersuchung der Welternährungsorganisation (FAO) nichts gebracht. Die FAO legte am Sonntag die erste Studie über die Folgen des im April 1994 erneuerten Welthandelsabkommens (Gatt) für die Landwirtschaft vor.

Die 120 Gatt-Mitgliedsländer haben sich darin zu umfangreichen Zollsenkungen und der Öffnung ihrer Märkte für ausländische Erzeugnisse verpflichtet. Als Folge steigt der Welthandel mit landwirtschaftlichen Produkten zwar um neun Prozent, aber gleichzeitig klettern die Preise. Ärmere Staaten mit ohnehin schlechter Versorgungslage müssen also mehr für importierte Nahrungsmittel zahlen. Außerdem verlieren sie Handelsvorteile, die manche Industrieländer gewähren.

Entwicklungsländer, die schon heute vom Import landwirtschaftlicher Güter abhängig sind, werden dafür noch teurer bezahlen. Die Strategie, die die FAO empfiehlt: Nichts am Gatt ändern, sondern sich den Zwängen beugen und noch stärker auf Agrarexporte setzen.

Handelsvorteile bringt das Gatt-Abkommen den USA und Kanada sowie Australien und Neuseeland; sie werden der Studie zufolge in Zukunft noch mehr Getreide, Fleisch und Milchprodukte exportieren als importieren und daher von steigenden Weltmarktpreisen profitieren. In Westeuropa wird es den FAO-Fachleuten zufolge hingegen eine Zunahme der Nettoeinfuhren von Getreide, Fetten und Ölen sowie Fleisch und tropischen Produkten geben. Deren Volumen wird auf 15,3 Milliarden Dollar im Jahr 2000 geschätzt – fast dreimal soviel wie in den achtziger Jahren.