: Grüne stützen SPD-Kandidaten
■ Die Bündnisgrünen in Frankfurt/Main verzichten auf eigene Kandidatur bei der anstehenden Oberbürgermeisterwahl
Frankfurt am Main (taz) – Nach engagierter Debatte hat sich die Kreisversammlung der Bündnisgrünen in Frankfurt gestern mit überwältigender Mehrheit dafür ausgesprochen, bei den anstehenden Oberbürgermeisterwahlen auf einen eigenen Kandidaten zu verzichten. Bündnis 90/Die Grünen werden also im Wahlkampf den Kandidaten der Sozialdemokraten, den vor knapp einer Woche abgewählten Andreas von Schoeler, unterstützen. Die Option auf eine neue rot-grüne Koalition nach den Kommunalwahlen 1997 soll nicht gefährdet werden.
Obgleich Stadtkämmerer und Umweltdezernent Tom Koenigs die von den wenigen VertreterInnen einer Gegenposition angeführten „Mobilisierungsprobleme an der Basis“ beim Verzicht auf eine eigene Kandidatin beziehungsweise einen eigenen Kandidaten nachvollziehen konnte, warnte er davor, das „Modell Rot- Grün“ aus dem Gefühl einer berechtigten Verärgerung heraus aufs Spiel zu setzen. Ein einziger „Windstoß“ genüge, um das ganze schöne „Modell“ zum umkippen zu bringen.
Auch die nicht wiedergewählte Gesundheitsdezernentin Margarete Nimsch plädierte dafür, den Kandidaten der Sozialdemokraten zu unterstützen, um einen Wahlsieg der CDU-Kandidatin Petra Roth zu verhindern. Denn nach einem Sieg von Roth stünde nicht nur etwa das Amt für multikulturelle Angelegenheiten zur Disposition, sondern auch die fortschrittliche Drogen- und Frauenpolitik der gescheiterten Koalition sei dann gefährdet.
Für Joschka Fischer ist es zwar „gewöhnungsbedürftig“, für einen SPD-Kandidaten in den Wahlkampfring zu steigen. Doch wer verhindern wolle, daß Frankfurt schwarz werde, habe keine Handlungsalternative. Und Fischer sprach sich auch vehement gegen eine schwarz-grüne Koalition nach den Kommunalwahlen aus.
Die BefürworterInnen einer eigenen bündnisgrünen Kandidatin oder eines Kandidaten standen da auf verlorenem Posten. Auch Dany Cohn-Bendit hatte sich „wie ein Rumpelstilzchen“, so eine Kritikerin, für die Unterstützung von Andreas von Schoeler ins Zeug gelegt. Klaus-Peter Klingelschmitt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen