Massenflucht aus Burundi

■ Zehntausende fliehen nach Zaire / Bewaffnete Konflikte zwischen Hutu- und Tutsi-Milizen

Bujumbura/Nairobi (AFP/rtr/taz) – Bewaffnete Überfälle radikaler Hutu- und Tutsi-Gruppen haben am Wochenende eine Massenflucht aus der burundischen Hauptstadt Bujumbura ausgelöst. Die Zollbehörden teilten mit, am Samstag seien rund 50.000 Menschen ins benachbarte Zaire geflohen. Diplomaten erklärten nach einer Fahrt an die Grenze vor Inkrafttreten der nächtlichen Ausgangssperre, etwa 20.000 Personen warteten darauf, die Grenze passieren zu können. Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) in Nairobi kamen bis Sonntag lediglich 15.000 Flüchtlinge in Zaire an.

Bei den Flüchtlingen soll es sich vor allem um Angehörige der Hutu-Bevölkerungsmehrheit handeln, aber auch um zahlreiche Bürger anderer afrikanischer Staaten. Unmittelbarer Auslöser für die Massenflucht waren offenbar Razzien der von Tutsi dominierten Armee in den letzten Tagen. Verläßliche Angaben über die Zahl der Todesopfer lagen zunächst nicht vor. Die Armee sprach von 25 Toten, aber die tatsächliche Zahl dürfte weit höher liegen. Im Stadtteil Bujenzi von Bujumbura sahen Journalisten rund 50 von Kugeln durchsiebte Leichen. In Kanyosha lagen etwa 40 Tote in den Straßen. In den mittlerweile vornehmlich von Hutu bewohnten Stadtvierteln Bujenzi und Bwiza wurden die Häuser von geflüchteten Hutu von Tutsi offenbar systematisch in Brand gesetzt.

Präsident Sylvestre Ntibantunganya von der Regierungspartei Front für Demokratie in Burundi (Frodebu), die seit den Wahlen im Juni 1993 von Hutu dominiert wird, rief zu einer „Generalmobilmachung“ gegen „terroristische Gruppen“ auf.

Die Frodebu erklärte unterdessen, die Staatsorgane seien „nicht mehr in der Lage, die Sicherheit der Bürger und der Ausländer zu gewährleisten“. Zugleich forderte sie von der Regierung einen Hilfsappell an die internationale Gemeinschaft, „um die Katastrophe zu vermeiden“.