Männerbüro macht dicht mehr“

■ Nach fast zehn Jahren ehrenamtlicher Arbeit haben die Gründer keine Lust mehr

Fast wäre es zu einem zehnjährigen Jubiläum gekommen: Am 6. Dezember 1985 wurde in Bremen das „Männerbüro“ gegründet. Zehn Jahre hätten es im kommenden Dezember sein können - allein, die handvoll Männer, die die Aktivitäten seit eh und je ehrenamtlich neben ihrem Beruf machen, wollen nicht mehr. „Kein Trauergesang“, sagt Jörg Ehrenforth, einer der Gründer von damals.

Das Männerbüro hat nie besondere Unterstützung von den Behörden gefordert und kann deshalb auch nicht über ausbleibende ABM-Mittel oder ähnliches klagen. Es ist einfach Ende der Fahnenstange: „Keine Lust, keine Kraft und keine Ideen“, um die Arbeit zu professionalisieren und anders als ehrenamtlich weiterzumachen. Die vom Männerbüro waren immer stolz auf ihre Unabhängigkeit, aber neben Arbeit, Familie und auch Freundin wurde es eben auf die Dauer zu viel: „Der Stolz wurde auch zur Falle.“

Stolz waren sie auch darauf, daß „immer wieder überwiegend das inhaltlich gemacht werden konnte, was die Mitglieder - zwischen drei und acht Männer - auch persönlich interessierte“. Erst in zweiter Linie sei auf „Notwendigkeiten“ Rücksicht genommen worden. Neueinsteigern wurde dadurch allerdings der Zugang zu der Ingroup erschwert, und die Notwendigkeit der Institutionalisierung durch Professionalisierung ignoriert. Das Männerbüro stirbt so mit der Lust der Männer, die es gemacht haben.

Der größte Erfolg des Männerbüros waren immer noch Männertage „Wenn Männer ihre Tage bekommen“ im Aufschwung des Frühjahr 1985. Tausend Männer aus der ganzen Republik kamen damals in die Bremer Universität, Frauen waren nicht zugelassen, die Organisatoren völlig überrascht und organisatorisch überfordert - und es wurde eine spannende Veranstaltung, bei der alle Themen des späteren Männerbüros „da“ waren: „Alleinerziehende Väter“, „Treue und Eifersucht“, „Angst vor Inkompetenz“, Beziehungskrisen und die Unfähigkeit der Männer, darüber zu reden.

Ein halbes Jahr später gründeten die Kongreß-Organisatoren das Männerbüro. Dutzende von Veranstaltungen wurden seitdem angeboten, Gesprächskreise im Männerbüro und an anderen Orten, Männergruppen fanden im Büro, der Anlaufstelle Braunschweiger Straße, zueinander.

Anonyme Beratung wurde über ein „Männertelefon“ angeboten, konkrete Beratung auch im Büro in der Braunschweiger Straße. Aber das ehrenamtlich organisierte Telefon war nur einmal in der Woche besetzt, für einen professionellen Service ist das viel zu wenig. Die Zahl der Anrufer, die ausgerechnet am Donnerstag abend Rat suchten und auch die Nummer im Kopf hatten, war (zu) gering.

Die Aktiven des Männerbüros werden weiterarbeiten. Ehrenforth zum Beispiel, beruflich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni, hat im Juni eine Männer-Fachtagung über „Sexuelle Gewalt an Kindern“. Aber der Laden wird aufgegeben - es sei denn, es finden sich neue Männer, die weitermachen wollen. „Das wäre wunderbar“, meine der Gründer Jörg Ehrenforth - doch etwas traurig. K.W.