Frisch aus dem Kleiderschrank

Eingewickelt in eine Pravda, eingetütet in einen Plastikbeutel eines Bremer Herrenausstatters: So kam das erste Stück sog. „Beutekunst“ am Wochenende zurück nach Bremen. Wolfgang Eichwede, Leiter des Osteuropa-Instituts der Bremer Uni, brachte das Gemälde von Hans von Marées im Auftrag des Bremer Kunstvereins aus der Ukraine nach Bremen. Ein Privatmann aus Kiew hatte sich entschlossen, das Bild den Bremern zurückzugeben, wie Eichwede gestern auf einer Pressekonferenz erklärte. Es war im Mai 1945 aus der Kunsthalle ausgelagert worden, nach Karnzow in der Mark Brandenburg. Dort hatten es Soldaten der Sowjetarmee „verschleppt oder gerettet, wie man will“. Zuletzt kümmerte es auf einem Kleiderschrank in einer Wohnung in Kiew vor sich hin. Die Rückgabe stellt nach Angaben Eichwedes den ersten Fall dar, bei dem im Krieg verschollene „Beutekunst“ aus einem der GUS-Staaten zurückgegeben wurde. Dabei habe besonders das ukrainische Kulturministerium „schnell und unbürokratisch“ gehandelt. Das Bild sei „ohne Gegenleistung, als freiwillige Gabe“ ausgehändigt worden. Kultursenatorin Trüpel hofft, daß dies Signalcharakter haben möge – besonders für die russischen Verhandlungspartner, die sich zuletzt weit weniger kooperativ zeigten. Die erste „ganz legal“ durchgeführte Kunstrückführung solle als Beitrag dienen, um „aus Beutekunst wieder Kunst zu machen und sie aus den politischen Scharmützeln herauszuholen“. Das Selbstbildnis von Marées wird jetzt erst einmal auf Schäden untersucht. In einigen Wochen soll es seinen Platz im Deutschrömer-Saal der Kunsthalle finden – neben vier anderen Werken des Malers. Für den Kunstverein schließt sich mit dem Bild „eine Lücke im Kreise wichtiger Gemälde Hans von Marées' in der Kunsthalle“. Zusammen mit einem anderen Selbstporträt des Malers würden jetzt „die unterschiedlichen Konzeptionen Marées' herausgestellt“. Die Scharmützel aber gehen weiter: 21 weitere, damals ausgelagerte Gemälde fehlen der Kunsthalle noch, sowie rund 5000 Blatt Druckgrafik. tw/F.: Andreas Striegler