■ Hassema'n Drahtseil?
: Ganz Berlin denkt nach

Ganz Berlin redet über das Klima, so wie der Senat das wollte. Vor allem ist es zu kalt, Schnee hat nun ganz gewiß niemand mehr erwartet. Und dann ist da noch dieser Klimagipfel, der den Berlinern einen ganz prima Sonntag abend gebracht hat. Bei absolutem Sauwetter rutschten sie halt ein bißchen näher zusammen, so zwischen Rotem Rathaus und dem Fernsehturm. Dort stand schließlich ein „irrsinnig mutiger Mann“ auf dem Seil. Matthias Traber, der die Menschen zum Nachdenken bringen sollte. Ja, und nachgedacht haben sie: Fällt er nun, oder fällt er nicht?

Er fiel. Nicht richtig runter, aber immerhin. Eigentlich war das nur eine Regieanweisung, von wegen zuviel Wind und so. Für so viel Verantwortungsbewußtsein gab es auch erst mal Applaus – nur Traber klatschte nicht mit, der mußte sich mit seinen klammen Fingern gerade festhalten.

Dennoch hat es dieser Mann geschafft. Noch immer machen sich die Menschen Gedanken. Sogar über das Klima. Vor allem über das Familienklima bei der Familie Traber in Kleinmachnow. Lag es nun an der hübschen Tschechin, die Vater Alfredo kneifen ließ und so den armen Sohn auf das Seil zwang? Oder hat der böse Junge seinen Vater mit Medikamenten vollgepfropft, um sich selbst in Szene zu setzen? Und damit geht die Betroffenheit ja erst richtig los. Vielleicht war es ja doch ein richtiger Ausrutscher, und der ausgebootete Papa haut sich jetzt vor Lachen auf die Schenkel. Oder alles war geplant, die komplette Republik wurde von einem sensationsgeilen Jungspund für dumm verkauft. Das wär' doch'n Ding. Egal, für den Senat war es ein Riesenerfolg! Er hat die Wählerinnen und Wähler draußen im Lande zum Nachdenken gebracht. Wie das geht, zeigte der Umweltsenator: Hassema'n Drahtseil? Christian Arns