Index on Censorship

Über die Todesstrafe, sollte man meinen, ist alles gesagt: Weder wirkt sie abschreckend noch kommt sie auf „gerechte“ Weise zustande – weil ein gutes (und teures) Anwaltsteam Angeklagte beispielsweise in den USA vor diesem Urteil bewahren kann. Sie wird auch nicht „gerecht“ vollstreckt, das heißt Revisionen werden willkürlich zugelassen oder auch nicht – weil ein gutes (und teures) Anwaltsteam ...

Schriftsteller und Journalisten, politische Aktivisten und Dissidenten kommen zudem eher durch „extrajudical killings“ ums Leben, durch Mafiosi, Todesschwadronen, durch „Sicherheitskräfte“, Mullahs und Befreiungsbewegungen also. Und doch droht auch denen, deren offener Protest sich zu Massenbewegungen ausweitet – wie Ken Saro Wiwas in Nigeria und Koigi wa Wamweres in Kenia –, der legale Mord, wie amnesty international und andere Menschenrechtsgruppen Hinrichtungen nennen würden.

Mit Besorgnis und analytischem Blick betrachten Christopher Hitchens und Caroline Moorhead die rapide zunehmende Beliebtheit der Todesstrafe in den USA. Sie kommen beide zu einer ähnlichen Einschätzung: Der Ruf nach mehr Law und order ist die Reaktion auf eine Welt, in der sich immer mehr Menschen vor Gesetzlosigkeit und politischem oder wirtschaftlichem Zusammenbruch fürchten. In einem Radio- gespräch, das wir hier dokumentieren, stellt sich der amerikanische Gefängnisarzt Dr. Kapihl, der nach Hinrichtungen den Tod feststellt, kritischen und ethischen Fragen nach seiner direkten Beteiligung.

Schließlich erzählt der iranische Schriftsteller Ghazi Rabihavi aus der Perspektive eines Kindes von der Alltäglichkeit der Hinrichtungspraxis in seinem Heimatland, in diesem Fall an einem Homosexuellen.

Zur Todesstrafe läßt sich insofern kaum etwas hinzufügen. Nur muß immer wieder einmal auf ihre Existenz in 97 Staaten dieser Welt – das sind über die Hälfte aller Länder – hingewiesen werden. Uta Ruge