Jimmy Carter sucht Frieden für Sudan

■ Regierung verkündet Waffenstillstand nach militärischen Erfolgen im Süden

Khartum (taz) – Es war wieder einmal der alternde US-Reisediplomat Jimmy Carter, der versuchte, die Waffen zum Schweigen zu bringen. Bei seinem Besuch in der sudanesischen Hauptstadt Khartum erklärte der ehemalige US-Präsident am Montag abend, im Bürgerkrieg zwischen der sudanesischen Regierung und den südlichen Aufstandsbewegungen werde ab dem heutigen Mittwoch ein zweimonatiger Waffenstillstand in Kraft treten. Carter führte in seinen Vermittlungen vor allem humanitäre Gründe ins Feld wie die Ausbreitung von Krankheiten unter der kriegsbetroffenen Zivilbevölkerung. Mit Hilfe des Waffenstillstandes solle nun mehr humanitäre Hilfe in den Südsudan gelangen.

Die Regierungstruppen befanden sich zuletzt auf den Vormarsch. Am Sonntag vermeldeten sie die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Nasir in der Oberen Nilprovinz – Hauptsitz der Guerillagruppe SSIM, eine von Riek Machar geführte Abspaltung von der wichtigsten Guerillagruppe SPLA („Südsudanesische Volksbefreiungsarmee“). Die SSIM erklärte in Reaktion auf die Waffenstillstandsverkündung, die sudanesische Luftwaffe habe noch gestern morgen zwei Ortschaften bombardiert. Die SPLA und die SSIM kämpfen getrennt voneinander für die Autonomie beziehungsweise Unabhängigkeit des schwarzafrikanisch bevölkerten Südsudan.

Gegenüber der taz behauptete Mahdi Ibrahim, Sprecher des sudanesischen Präsidialamtes, der Waffenstillstand komme zu einem für die Regierung ungünstigen Zeitpunkt, beweise aber, daß Sudans Regierung es sehr ernst mit der Lösung des Konflikts meine. Der Waffenstillstand schaffe eine günstige Atmosphäre, um die festgefahrenen Vermittlungsbemühungen Kenias, Ugandas, Äthiopiens, Eritreas und Dschibutis im Rahmen der ostafrikanischen Regionalorganisation IGADD wiederzubeleben. Offenbar hofft Khartum, nach den jüngsten militärischen Erfolgen gegen die südsudanesischen Rebellen, bessere Bedingungen eines Friedensschlusses diktieren zu können: Letztes Jahr, so Mahdi, habe die IGADD Khartum verärgert, als sie von einem „Recht auf Selbstbestimmung für alle Sudanesen“ sprach.

Eine Internationalisierung der Vermittlungen über Ostafrika hinaus lehnt Khartum als Einmischung ab. Beobachter sprechen von Widersprüchen innerhalb der Regierung zwischen den Anhängern einer militärischen Lösung und denjenigen, die für einen derartigen Weg keine Perspektive sehen. Solche Probleme, so Mahdi, würden „diskutiert“. Karim el-Gawhary