Lemwerder zittert

■ Schremmp verunsichert Belegschaft

Um die Zukunfts-Chancen des ehemaligen Dasa-Werks in Lemwerder mit rund 850 Beschäftigten gibt es neue Unruhe. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aerospace AG (Dasa, München), Jürgen Schrempp, sagte in einem Interview der „Nordwest-Zeitung“ Oldenburg, er sehe für die Aircraft Services Lemwerder (ASL) „keine Überlebenschance“. ASL-Geschäftsführer Heinz D. Brandt warf Schrempp daraufhin vor, mit seiner Einmischung in die Angelegenheiten fremder Firmen „schlechten Stil“ zu zeigen. Ein Sprecher der Lufthansa Technik AG sagte, das Unternehmen denke nicht im entferntesten daran, an die ASL Aufträge zu vergeben.

„Die Lufthansa Technik AG wird das staatlich subventionierte Konkurrenzunternehmen ASL vor der Haustür natürlich nicht mit Aufträgen unterstützen“, sagte Unternehmenssprecher Franzjosef Darius. Er verwies darauf, daß über die Zukunft des ASL-Konkurrenten Shannon Aerospace in Irland eventuell bereits in der kommenden Woche entschieden werde. Anteilseigner sind unter anderem Lufthansa und Swissair, die mit der irischen Regierung verhandeln wollen.

Schrempp hatte in dem Zeitungsinterview erklärt, die Lufthansa werde die Wartung ihrer Flugzeuge voraussichtlich nach Shannon verlegen, wo nur ein Stundenlohn von 42 bis 45 Dollar verlangt werde. ASL kalkuliere dagegen mit 60 bis 70 Dollar, sagte der künftige Daimler-Benz-Chef.

Er habe „absolut keine Idee“, wie der Dasa-Vorstandsvorsitzende zu seiner Einschätzung gekommen sei, sagte ASL-Geschäftsführer Brandt. Er betonte, für die ASL gebe es ein klares Sanierungskonzept mit strategischen und operativen Zielen. Die von Schrempp genannten Zahlen wollte er weder bestätigen noch dementieren. ASL biete jedoch Service zu Weltmarktpreisen.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Peter Fischer (SPD) sagte nach Angaben seines Sprechers, Schremp habe offenbar nicht den neuesten Informationsstand. Die Auftragslage bei der Flugzeugwerft sei gut. Lemwerder werde sich als mittelständischer Betrieb am Markt behaupten und zu einem national wie international ernstzunehmenden Konkurrenten entwickeln. dpa