■ Das Portrait
: Der Saitengott

50 Jahre geballter Blues: Eric Clapton Foto: Reuter

„Sehr lustig. Und irgendwie krank“, fand es Eric Clapton, als Mitte der 60er Jahre in London Graffiti auftauchten, die die schlichte Kunde verbreiteten: „Clapton is god“. Von Personenkult hat der unscheinbare Mann, der den Gitarrensaiten so wundersam passende Töne zu entlocken vermag, schon in jungen Jahren nichts gehalten. Als er 1993 bei Bob Dylans 30jährigem Musikerjubiläum dessen „Don't think twice“ in die Tiefen des Blues tauchte, hätte er das gleiche Jubiläum feiern können – 1963 begann er als 18jähriger Kunstschulabgänger seine Karriere bei den Roosters und spielte dann ab Oktober bei den Yardbirds – doch daran dachte niemand. Am wenigsten vermutlich er selbst.

Heute wird Eric Clapton fünfzig, kann auf ein reiches Musikerleben zurückblicken und ein Privatleben, das erheblich bewegter geriet, als es ihm lieb war. Es gibt wohl keine Droge, von der er nicht abhängig war, jahrelang quälte er sich mit der heißen, aber vergeblichen Liebe zur Ehefrau des Beatles George Harrison, dummerweise sein bester Freund. Als er Patti dann endlich ehelichen konnte, vertrug er sich nicht mit ihr, und kaum schien sein Leben endlich in geregelte Bahnen zu münden, fiel sein vierjähriger Sohn Conor 1991 aus dem 53. Stock eines New Yorker Hochhauses.

Seine Stütze bei allen Schicksalsschlägen war, wie es so schön und wahr heißt, die Musik. Wie bei seinen Vorbildern, den alten BluesGrößen, wandelte sich Kummer in schwermütige Melodien, im Gegensatz zu den alten Blues-Größen bei Clapton auch in bare Münze. Das dem toten Sohn gewidmete „Tears in Heaven“ brachte Grammy-Ehren, das Doppelalbum „Layla“, eine einzige Ode an Patti Harrison, wurde – nicht zuletzt wegen der unsterblichen Gitarrenduette mit dem bald darauf verstorbenen Duane Allman – eines seiner erfolgreichsten Werke, auch wenn sich die Angeflehte „einen Dreck darum scherte“ (Clapton).

Pünktlich zu seinem 50. Geburtstag hat sich der musikalische Kreis in Claptons Leben geschlossen, der ihn von den „Yardbirds“ über die „Bluesbreakers“, „Cream“, „Bonnie, Delaney and Friends“, „Derek and the Dominos“ in eine relativ seichte Phase und über den Mega-Erfolg „Unplugged“ mit „From The Cradle“ 1994 wieder zurück zum Blues führte. „Ich mochte keinen Musiker, der am Leben und nicht schwarz war“, sagt Clapton über seine Anfänge. Entsprechend sein bisher unerfüllter größter Wunsch: „In einer schwarzen Bluesband zu spielen.“ Matti Lieske