„Wir verbrauchen das Öl ja nicht selbst“

■ Nizar Tawfiq ist Leiter der Delegation von Saudi-Arabien auf dem UN-Klimagipfel / Die arabischen Staaten gelten als Gegner eines Protokolls zur Kohlendioxidreduktion

taz: Warum ist Saudi-Arabien der Klimakonvention beigetreten?

Nizar Tawfiq: Weil wir auf dieser Erde leben wie alle anderen Menschen auch. Für uns ist es wichtig, gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft den Klimawandel zu bekämpfen und alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um sicher auf der Erde zu leben.

Akzeptieren Sie damit die Feststellung, daß wir bereits einen Klimawandel spüren?

Das ist aus heutiger Sicht sehr schwer festzustellen. Die Wissenschaftler sagen, daß es zumindest möglich ist. Aber es gab schon immer Klimawandel auf der Erde, seit Jahrhunderten. Und wenn es keinen natürlichen Treibhauseffekt gäbe, wäre die Erde unbewohnbar. Es wäre hier so kalt, daß Leben unmöglich wäre. Eine gewisse Temperatursteigerung ist also sogar notwendig. Was darüber hinausgeht, wird vielleicht hier und da einige Veränderungen bringen. Das genaue Ausmaß ist noch immer unbekannt. Aber sicher stimme ich zu, daß wir nicht warten sollen, bis wir alles genau wissen.

Die AOSIS-Inselstaaten fordern zwanzig Prozent CO2-Reduktion bis zum Jahr 2005.

Das ist im Prinzip wunderbar. Aber bevor wir zu solchen Forderungen springen, sollten wir Schritt für Schritt vorgehen. Denn es gibt Mögliches und Unmögliches. Am Anfang der Klimaverhandlungen haben sich die Industriestaaten verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2000 auf das Niveau von 1990 zurückzuführen. Die ersten Berichte zeigen, daß schon das nicht funktioniert hat. Wie kann man da weitere Reduktionen fordern? Also sollten wir darüber später entscheiden. Wir sagen nicht nein zur Reduktion, sondern: „Wartet ab.“

Wie hoch ist der Anteil des Ölexports am Bruttosozialprodukt ihres Staates?

Es ist fast unsere einzige Einkommensquelle. Saudi-Arabien ist ein Wüstenstaat, wir haben keine vielfältige Wirtschaftsstruktur. Öl bildet unser Haupteinkommen. Aber das ist doch ganz in Ordnung – wir verbrauchen das Öl ja nicht. Der Rest der Welt verbraucht es. Es ist ja nicht so, daß wir etwas verkaufen, was eigentlich keiner haben will. Fragen: Felix Berth.

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