: Applaus, Applaus!
■ Die türkischen Medien feiern die Tötung von Kurden als Vaterlandsverteidigung
Seit über einer Woche schon sind die türkischen Medien damit beschäftigt, dem Einmarsch der türkischen Truppen im Nordirak Beifall zu zollen. Befehlshabende Generäle werden porträtiert und gleichsam heroisiert. Geht es um die „Verteidigung des Vaterlandes gegen den Terrorismus“, reihen sich nahezu alle in den nationalen Einheitschor ein. Daß kaum internationale Kritik an der türkischen Offensive geübt wird, erleichtert diese Berichterstattung.
Doch mittlerweile kommt es auch zu zaghafter Kritik. Obwohl die „Bekämpfung der PKK“ stets gutgeheißen wird, mehren sich die Zweifel, ob die Rechnung von Ministerpräsidentin Tansu Çiller aufgeht. Die Regierung nannte die Zahl von 2.800 PKK-Guerilleros, im Nordirak, doch gerade 269 PKK-Kämpfer sind nach Angaben des Generalstabs getötet worden.
Einige Kolumnisten argumentieren, die Offensive sei ein militärisches Fiasko, das den Steuerzahler eine Milliarde US-Dollar koste, das sehr begrenzt die PKK treffe und zudem die Gefahr berge, die Türkei außenpolitisch zu isolieren. Im Zentrum der Kritik steht der türkische Staatspräsident Süleyman Demirel, der in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP gesagt hatte, daß die Militäroperationen im Norirak bis zu einem Jahr anhalten könnten.
Der zunehmende Druck aus Washington auf die Türkei, daß sie Truppen alsbald zurückgezogen werden sollten, und der Stopp der deutschen Militärhilfe, bestärken diejenigen, die die Militäroffensive im Zuge einer Kosten-Nutzen- Rechnung kritisieren. „Widersprüchliche Angaben über die Dauer der Militäroperation haben Besorgnis im Westen erregt“, gesteht der Vorsitzende der „Republikanischen Volkspartei“, Hikmet Cetin, ein. Dem soll Abhilfe geschaffen werden. Der neue türkische Außenminister Erdal Inönü, Parteifreund Cetins, soll alsbald nach Washington, London, Paris und Bonn reisen, um die „legitimen Sicherheitsinteressen“ der Türkei vorzutragen. Allein Cem Boyner, dessen neugegründete „Partei für neue Demokratie“ um einen Ausgleich im kurdischen Konflikt bemüht ist, kritisierte die Regierung: „Der Nordirak darf nicht zu einer Sackgasse wie Zypern werden.“ Ömer Erzeren, Istanbul
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