: Was kostet „Willi beim KGB“?
■ Bremer Fußballmanager prozessiert gegen Ex-Verfassungsschützer
Bremen (taz) – „Unheimlich betroffen“ sei er gewesen, erklärte gestern der Bremer Fußball-Manager Willi Lemke, als die Geschichte mit seinen KGB- und Verfassungsschutz-Kontakten aus den Jahren 1971–73 bekanntgeworden war. Eine ganze Kurve habe einmal im Sprechchor „Willi – KGB“ gerufen, das Etikett „Doppelagent“ werde er nicht mehr los. Die Bremer SPD haben ihn 1994 kurzerhand als ihren Kandidaten für die Wahlmännerversammlung des Bundespräsidenten gestrichen – „und hier sitzt der Mann, der die Verantwortung dafür hat“.
Als Beklagter saß da der ehemalige Hamburger Verfassungsschutz-Chef Horchem, der keinen Anlaß sah, die in dem Zivilstreit geforderten 500.000 Mark zu bezahlen, die Lemke von ihm wegen Verletzung seiner Individualsphäre fordert. Horchem bedauerte die Passage in seinem Buch nicht, in der er von dem „Studenten“ berichtet hatte, der vom KGB angeworben, sich dem Verfassungsschutz offenbart hatte, als „Doppelagent“ mitspielte und nach 12 KGB-Treffen „abgeschaltet“ werden mußte, als er in das mittlere SPD-Management ging.
Daß der damalige Student heute ein bekannter Fußball-Manager ist und ein Streit teuer werden kann, ahnte Horchem nicht. Horchem habe seine Amtspflicht zur Verschwiegenheit verletzt, argumentierte der Klägervertreter Dr. Klischies, das Selbstbestimmungsrecht von Lemke sei grob verletzt: „Diese Sache hat sein Leben verändert.“ „Pflicht und Ehre“ sei das, die Veröffentlichung insofern auch keine Verletzung der Ehre, meinte dagegen Horchem. Das Gericht will seine Entscheidung in vier Wochen schriftlich mitteilen. K.W.
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