Arbeitslos ist normal

■ Konferenz über Arbeitslosigkeit: Umdenken

„Arbeit und Arbeitslosigkeit als die gesellschaftliche Herausforderung“ heißt die Konferenz, aber die Gesellschaft muß leider draußen bleiben: Die 60 Teilnehmer, die vom 29. bis 31. März in Bremen hinter verschlossenen Türen tagen, – unter ihnen der Landesverband Freie Berufe, Professoren aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaft, Psychologie und Medizin, ein Gewerkschafter, Arbeitgebervertreter, Redakteure, Arbeitsamt und Arbeitsbehörde wollen sich „von Politik und Medien nicht stören lassen“.

Trotzdem verrieten sie gestern, worum es geht: Nicht der tausendste Appell zur Schaffung von mehr Arbeitsplätzen, sondern ein Umdenken ist gefragt: Arbeitslosigkeit soll nicht mehr als Makel, sondern zunehmend als Selbstverständlichkeit angesehen werden, Wirtschaftswachstum sei nicht das Allheilmittel gegen Arbeitslosigkeit. Bis zum Jahr 2000 werde es mehr als 6 Millionen Arbeitslose geben – und diese Zahl könne im Bestfall halbiert werden.

Es müsse gesellschaftlich umgedacht werden, die ganze Palette der Strategien zur Arbeitszeitverkürzung sei nur ein Teil der Überlegungen. „Sozialer Begleitschutz“ für Arbeitslose als Normalität und Anspruch, Abbauen von „erlernter Hilfslosigkeit“ und Integration von Freizeit- und Berufsberatung sollen diskutiert werden. Ideen von genereller gesellschaftlicher Umstrukturierung bis hin zur Einführung eines sogenannten „Bürgergeldes“ stehen auf der Tasgesordnung. So wartet die Öffentlichkeit gespannt auf die Vorstellung einer Kurzdokumentation in vierzehn Tagen. Angekündigt wurde auch ein ganzes Buch, was aber erst frühestens Ende dieses Jahres zu erwarten ist.

Maren Cronsnest