Familie einmal anders

■ Gegen jedes Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen

Schon auf den ersten Blick sind sie eine ungewöhnliche Familie. Da ist Oma, Mutter Magret, Vater Karim, Tochter Fatima und Sohn Michael. Die verschiedenen Kulturkreise erkennt man an den Namen. Außerdem sind sie nicht verheiratet, weil Magret meint, einmal war genug.

Oma bemüht sich nach Kräften, das ganze Durcheinander zu ordnen und in den Griff zu bekommen. Das gelingt ihr auch ganz gut, allerdings nur bis zu dem Augenblick, als der jordanische Großvater von Fatima für einen mehrmonatigen Besuch bei ihnen einzieht.

Der Großvater ist ein Mann mit islamischen Grundsätzen und ein Heilkundiger, dabei sehr gemütlich und immer darum bemüht, die deutschen Eigenarten zu verstehen. Er hat sogar für diese Reise Deutsch gelernt und acht Koffer Kräuter mitgebracht, um arbeiten zu können.

Die Kinder mögen ihn auf Anhieb.

Oma eher nicht, nach der mißglückten Begrüßung: Großvater hatte sich schon für das Gebet gewaschen und konnte Oma nun nicht mehr die Hand schütteln. Statt dessen erklärte er: „Ich mach' gleich Salat.“

Da sah Oma natürlich grün und tobte: daß er nie in die Küche kommen darf und daß sie ihren Salat sehr wohl selber machen kann. Sie ahnte ja nicht, daß mit Salat das Gebet gemeint ist und keineswegs etwas Eßbares.

Noch öfters prallen Mißverständnisse und Kulturunterschiede aufeinander. Die jeweiligen Siege sind gerecht verteilt:

Fatima muß zuerst ein Kopftuch tragen, doch nach drei Tagen läßt sich der Großvater von ihr überzeugen. Schließlich will er auch nicht in langem Mantel und mit Vollbart durch Deutschland laufen.

Magret und Karim müssen heiraten, aber nur unbürokratisch muslimisch.

Opa darf nur noch ganz im geheimen seine Heilkräuter anwenden, und Oma springt schließlich über ihren Schatten und bittet ihn für die Bohnensuppe um eine Prise Teufelsdreck. Da ist es vorbei mit „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen“.

Ein witziges Buch, pointiert erzählt aus der Perspektive eines Elfjährigen über seine ungewöhnliche Familie, in der unterschiedliche Kulturen und Temperamente aufeinanderprallen und in der jeder lernen muß, den anderen zu verstehen und zu respektieren. Ein optimistisches, manchmal etwas zu glattes Buch über das Zusammenwachsen der Kulturen. Gabi Trinkaus

Ghazi Abdel-Qadir: „Spatzenmilch und Teufelsdreck“. Erika Klopp Verlag, 169 Seiten, ab 10 Jahren, 19,80 DM