Zwischenlösung für Flüchtlinge

■ UNHCR bringt 55.000 Hutu aus Ruanda in vorläufigem Lager in Burundi unter / Rückkehr verweigert / Tansania schließt seine Grenze / Kriegsverbrecherprozesse in Ruanda beginnen am Donnerstag

Bujumbura (AFP/AP/Reuter) Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) hat am Samstag abend eine vorläufige Lösung für die 55.000 Hutu-Flüchtlinge gefunden, die seit Tagen aus Furcht vor Angriffen der burundischen Sicherheitskräfte nach Tansania zu gelangen suchten. Nachdem die tansanische Regierung die Aufnahme verweigerte, konnten die ursprünglich aus Ruanda stammenden Flüchtlinge dazu bewegt werden, in der burundischen Stadt Kabanga ein vorläufiges Lager zu errichten.

Die Flüchtlinge hatten seit Freitag in Gashoho, 60 Kilometer vor der Grenze, festgesessen, weil die tansanische Regierung eine Grenzsperrung anordnete. Von Gashoho zogen die Flüchtlinge in das drei Kilometer entfernt liegende Kabanga, die meisten von ihnen barfuß und fast ohne Habe. Das UNHCR sprach von einer „vorläufigen Zuflucht“, die genutzt werden könne, bis eine „endgültige Lösung gefunden“ sei. Die Flüchtlinge, größtenteils Hutu, weigern sich, in ihre Lager im Norden Burundis zurückzukehren.

Die Flucht der Ruander war am Dienstag durch einen Angriff burundischer Soldaten auf ein Lager ausgelöst worden, bei dem zwölf Menschen getötet worden waren. In Burundi halten sich derzeit rund 200.000 Hutu aus Ruanda auf, die nach den Massakern an den Tutsi aus ihrem eigenen Land im letzten Jahr aus Angst vor Racheaktionen geflohen waren. Die tansanische Regierung hatte die Schließung der Grenzen damit begründet, daß das Land bereits 600.000 ruandische Flüchtlinge beherberge.

Der US-Botschafter in Burundi, Robert Krueger, forderte vor Journalisten in Gashoho, die tansanische Grenze müsse geöffnet werden. „Die Flüchtlinge haben Angst, ich habe noch nie Menschen gesehen, die so sehr Angst hatten“, sagte Krueger.

In Ruanda sollen am Donnerstag die ersten Prozesse gegen die Urheber der Massaker vom vergangen Jahr anfangen, genau ein Jahr nach dem Beginn der Kämpfe. „Es steht fest, wir fangen am 6. April mit Kigali an, denn dort haben wir einige abgeschlossene Fälle“, sagte der ruandische Justizminister Alphonse-Marie Nkubito am Samstag im Hörfunk. Die Ermittlungen sind nur in äußerst wenigen Fällen abgeschlossen, da es Ruanda sowohl an materiellen Möglichkeiten als auch an ausgebildetem Justizpersonal fehlt. Am 6. April 1994 war der ruandische Präsident Juvenal Habyarimana bei einem ungeklärten Flugzeugabsturz getötet worden. Danach hatten die Massaker begonnen, bei denen mindestens 500.000 Menschen, meist Tutsi und oppositionelle Hutu, getötet wurden.