Beim Wasserkopf sparen

■ Öffentlicher Dienst baute 472 Stellen ab

Bremen muß sparen, das pfeifen die ersten Amseln und Drosseln von den Dächern, besonders laut die auf dem Dach des Finanzressorts. Hier werden seit Jahren Strategien ersonnen, wie mehr Geld eingenommen und weniger ausgegeben werden kann. Gestern stellte Finanzsenator Manfred Fluß in heimeliger Atmosphäre die Ergebnisse dieser kühlen Rechnerei aus dem Jahr 1994 vor. Die oberste Direktive lautete dabei, keine „betriebsbedingten Entlassungen“ vorzunehmen und trotzdem den Anstieg der Personalkosten zu drosseln. 1994 wurden im Land Bremen 472 Stellen im Kernbereich des öffentlichen Dienstes abgebaut – das entspricht einer Reduzierung um 2,2 Prozent. Die Personalkosten stiegen dabei trotzdem um 0,9 Prozent an. „Damit sind wir fast an die Grenzen gegangen von dem, was überhaupt an Einsparungen möglich ist“, lobt Manfred Fluß sich und seine Behörde und schiebt folgende Rechnung nach: 900 „natürlichen“ Abgängen im Jahr stehen etwa 350 festgelegte Übernahmen aus der Ausbildung gegenüber. Spezialisierte Fachkräfte wie zum Beispiel der Veterinäramtsdirektor werden dabei wieder neu eingestellt. Macht etwa 50 bis 100 Neueinstellungen. An möglichen abzubauenden Stellen bleiben also nur 450 bis 500 im Jahr – bei insgesamt derzeit rund 22.700 Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Einen weitergehenden Stellenabbau hält der Finanzsenator für utopisch: „Das möchte ich mal sehen, wie jemand im öffentlichen Dienst betriebsbedingte Entlassungen durchsetzen will“. Ob und in welchen Bereichen solche Einsparungen sinnvoll wären, darüber sagt er nichts. Seine Behörde setzt statt dessen auf Personaltransfers durch Qualifizierungsmaßnahmen: „Von den 500 RaumpflegerInnen, die wir abbauen müssen, haben eine ganze Reihe Abitur oder Realschulabschluß. Da gibt es also ein großes ungenutztes Qualifikationspotential“. Oder auch auf Veränderungen in der Lohnstruktur: „Werden weniger Beförderungen vorgenommen, bleibt mehr Luft für neues Personal“. Ob die angepeilten Sparquoten auch 1995 erfüllt werden können, hängt von den diesjährigen Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst ab. „Der Abschluß im Metallbereich von 3,8 Prozent wäre für uns ganz schlimm“, sagt Manfred Fluß und freut sich, daß wenigstens die Bremer BusfahrerInnen nicht mehr streiken dürfen, denn die haben ihren neuen Tarifvertrag bereits ausgehandelt.

Elke Gundel