S.O.S. Extraterrestria

■ ...und andere Filme vom Europäischen Medienkunst-Festival, heute abend als „Best-Of“-Rolle in der Weserburg zu sehen

100 Jahre Film – und allenthalben wird dem vermeintlich guten, alten Medium der Trauermarsch geblasen. Aber ein kleines Dorf leistet erbitterten Widerstand gegen solches Gesülze. In Osnabrück zeigen die Experimentalfilmer auf ihrem jährlichen Festival, wieviel Leben aus dem geschundenen Medium herauszuholen ist. Und bekommen dafür wachsende Aufmerksamkeit. Ein Zusammenschnitt mit ausgewählten Beiträgen des fünftägigen „European Media Art Festival“, wie es inzwischen selbstbewußt heißt, tourt alljährlich durch die Republik. Heute abend ist die Osnabrück-Rolle in Bremen zu erleben.

Und da wird der Film alles andere als betulich behandelt. Zerkratzt, verätzt, überbelichtet wird das Material, doppelt und dreifach kopiert und zum Sandwich verbraten. Film wird strengen formalen Regeln unterworfen – wie in den Filmen des Kanadiers David Rimmer – oder als frei verfügbares Bastelmaterial begriffen, dessen Schnipsel frei rhythmisisert werden können – wie in dem Schweizer Film „Rentsch“: Hier werden die Filmfetzen zur Freejazz/Hardcoremusik der Berner Gruppe „Alboth!“ synchronisiert.

Schließlich lebt auch der Spielfilm im Experiment weiter. In „S.O.S. Extraterrestria“ erweist Mara Mattuschka dann doch noch der Kinohistorie eine Reverenz: Ihre außerirdische Monsterfrau, die lustvoll durch die Zivilisation taumelt, verbeugt sich tief vor den albernen Schreckensfiguren des klassischen Horrorfilms. tw

Heute abend, 20 Uhr, Neues Museum Weserburg