Immer Ärger mit Neonazis in Namibia gehabt

■ Botschafter aus Windhuk in Bremen / Deutsch-namibische Kulturkommission tagte

Seit 1991 gibt es ein Kulturabkommen zwischen Deutschland und Namibia. Doch erst in dieser Woche tagt in Bremen zum ersten Mal die darin vorgesehene deutsch-namibische Kulturkommission, um die konkreten Kooperationsprojekte der nächsten Jahre in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur, Medien und Sport zu vereinbaren. Das Abschlußprotokoll wird heute feierlich unterschrieben.

Kein Thema wird dabei allerdings der Dauerkonflikt sein, mit dem sich eines der Kommissionsmitglieder, der deutsche Botschafter in Windhuk, Hanns-Heinrich Schumacher, seit einigen Monaten herumschlägt. „Wir haben es in Namibia mit 200 bis 400 organisierten Rechtsextremen zu tun“, klagt er, „und es ist leider nicht wahr, daß das aussterbende Exoten unter den rund 25.000 deutschstämmigen Namibiern wären.“ Ganz offensichtlich gebe es sogar gute Verbindungen zwischen den rechtsextremen namibischen Organisationen und den deutschen Reps und der DVU. So werde zum Beispiel die Vierteljahresschrift des neonazistischen „Deutschen Kulturwerks Deutsch-Südwest-Afrika“ in Deutschland gedruckt und enthalte regelmäßig Artikel-Übernahmen aus deutschen Neo-Nazi-Publikationen.

Kulminiert war der Botschafts-Streit mit den namibischen Neonazis im August vergangenen Jahres, als eine englischsprachige Boulevard-Zeitung eine ganzseitige deutschsprachige Anzeige zum siebten Todestag von Rudolf Hess abdruckte. Die von der Ehefrau eines bekannten Neonazis unterzeichneten Anzeige gipfelte in dem Satz: „War es ein Jesu von Nazareth, der für das Christentum sterben mußte, so ist es Rudolf Hess, der für uns, für Deutschland starb.“

„Nachdem sich die namibische Öffentlichkeit bis dahin eigentlich nicht für die rechtsextremen Deutschen interessiert hatte, ging nach dieser Anzeige ein Aufschrei der Empörung durch die anderen Medien“, berichtet Botschafter Schumacher. Namibias Außenminister persönlich habe eine Strafverfolgung der Urheber der Anzeige gefordert. Tatsächlich leitete die Staatsanwaltschaft dann auch ein Ermittlungsverfahren ein, zu einer Anklage kam es bis heute allerdings nicht. „Doch eine Verurteilung in Namibia wäre die Voraussetzung dafür, daß wir auch in Deutschland Strafanzeige gegen die beteiligten Rechtsradikalen stellen könnten, die einen deutschen Paß haben“, klagt Botschafter Schumacher.

Von einem solchen Verfahren würde er sich nämlich eine klare Distanzierung der deutschen Gemeinde in Namibia von den Rechtsextremen erhoffen. „Das Problem ist ja vor allem, daß die Mehrheit der Deutschstämmigen aus Opportunismus oder aus Angst zu den rechtsextremen Aktionen schweigt.“ Schließlich fänden sich einzelne Rechtsextreme durchaus in einflußreichen Positionen. So zum Beispiel der „Landesgauleiter“ eines rechtsextremen Pfadfinderbundes: hauptberuflich ist er Rektor der deutschen Schule in Swakopmund. Ase