Mu-Tips zum Wochenende

Wer am Wochenende kein Konzert besucht, hat vermutlich die Grippe oder ähnliches, denn eigentlich wird für jeden Geschmack etwas geboten. Hat man nichts für den dreckigen Monster-Rock übrig, den „Antiseen“ am Samstag ab 20 Uhr im Wehrschloß veranstalten, geht man eben um 21 Uhr zu Bernd Begemann in den Tower. Der Liedermacher gehört als Ex-Mitglied der „Antwort“ zu den Deutschpop-Lieblingen und schrieb Texte für die Aufklärungsrocker „But Alive“. Sein neues Soloalbum hat zwar nicht viel mehr Substanz als die letzte Hitkollektion von Purple Schulz, aber seine Vergangenheit spricht für ihn.

Am Sonntag buhlen zwei der interessantesten Damen der Musikszene um die Publikumsgunst. Yoghurette oder Konfekt, das ist hier die Frage. Die Yoghurette ist natürlich Heather Nova. Irgendwann tauschte sie ihr idyllisches Dasein auf den Bermudas gegen das harte Brot des Songwritings in verregneten Metropolen wie London und New York. Stimmgewaltig beackert sie das Terrain, das einst Suzanne Vega & Co. erschlossen, mit Finesse und neuerdings auch mit Hilfe der begeisterten Zeitgeist-Presse. Seit ihrem Album „Oyster“ steht fest, daß die zornige junge Dame nicht nur abkupfert, sondern eine brillante Komponistin, Arrangeurin und vor allem Sängerin ist. Von Gitarre, Cello und unzähligen anderen Instrumenten getragene Songperlen; Atmosphäre und ein Hauch von Kitsch der unpeinlichen Sorte ab 20 Uhr im Modernes. Eher hausfräulich wirkt dagegen auf den ersten Blick Moe Tucker: winzig, kurzhaarig, Mutter von fünf Kindern und satte 53 Jahre alt. Früher trommelte sie für „Velvet Underground“, heiratete irgendwann. Erst seit sechs Jahren hat die mutige Hausfrau ihre Liebe zur E-Gitarre, zum energischen Gesang und zu folkigen Trash-Songs wieder entdeckt. Seitdem beweist sie, daß Stil und Feeling keine Altersfrage sind. Ihre Alben sind voller minimal-genialer Drei-Akkord-Hits, und ihre Konzerte haben wahre Größe, wenn Neo-Grunger mit offenen Mündern vor der Bühne stehen und sich wünschen, ihre Mutter wäre genauso gut drauf. Um 20 Uhr im Wehrschloß.

„Peace, Love & Pitbulls“ sind keine Frauen mit Gitarren, sondern Männer mit Maschinen. Sie machen damit industriellen Hardcore-Krach zum Tanzen und Headbangen. Man könnte sich vorstellen, daß Jeffrey Dahmer solche Musik gerne beim Essen hört. Römer; Sonntag, 21 Uhr.

L.R. & A.N.