Dollar-Sturzflug

■ Japanische Regierung beschließt Maßnahmen gegen Yen-Anstieg

Frankfurt/Tokio (taz/dpa) – Unaufhaltsam fällt der Dollar von Tiefststand zu Tiefststand. In Frankfurt stand die US-Währung zum Fixing mit 1,3778 Mark einen viertel Pfennig schlechter da als am Vortag. In Tokio brach der Greenback mit einem Kurs von nur mehr 83,90 Yen erneut den Negativrekord, und das trotz wiederholter Dollar-Stützkäufe durch die japanische Notenbank.

Die japanische Regierung hat sich gestern auf Schritte gegen den weiteren Yen-Anstieg geeinigt, da darunter die japanische Exportwirtschaft und damit die ganze Konjunktur stark leiden. Allerdings wollen die Minister bis nächste Woche, also nach den Lokalwahlen am Sonntag, über die Einzelheiten Stillschweigen bewahren. Mehrere japanische Geschäftsbanken haben auf eigene Faust ihre Zinsen gesenkt. Die Notenbank will jedoch die Leitzinsen – der Diskontsatz ist mit 1,75 Prozent ohnehin schon minimal – unverändert belassen. Experten gehen ohnehin davon aus, daß Zinsänderungen allenfalls kurzfristige Erleichterung bringen könnten. Solange die strukturellen Probleme Japans und der USA nicht gelöst seien, bleibe der Dollar schwach, erklärte ein Tokioter Devisenhändler. Angesprochen sind damit vor allem das enorme Handelsbilanzdefizit der USA und dessen Spiegelbild, der Bilanzüberschuß Japans. Denn das US-Defizit bedeutet, die Dollars, die in den USA fehlen, überschwemmen die internationalen Devisenmärkte. Das Überangebot drückt automatisch den Preis der US-Währung.

Das gestern von der Regierung in Tokio beschlossene Maßnahmenpaket beinhaltet wahrscheinlich vor allem eine Belebung der Nachfrage durch höhere staatliche Ausgaben und durch Steuersenkung. Dies soll dann wiederum höhere Importe nach sich ziehen und so dem Handelsungleichgewicht mit den USA entgegenwirken. Allerdings wurden in Tokio auch schon Zweifel laut, ob die gespaltene Koalitionsregierung überhaupt imstande ist, ausreichend große Programme umzusetzen. lieb