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: Fernsehvolkserziehung / Die Private Life Show

Die Private Life Show, Samstag, 22.30 Uhr, ARD

Hans Meiser und Ilona Christen dürfen sich geehrt fühlen. Nicht nur, daß ihrem täglichen Kaffeeklatsch veritable Quoten beschieden sind, auch die Konkurrenz aus der ersten Reihe bescheinigt ihnen das Zeug zur Massenstimulanz. Oder wie anders soll man sich das Volkshochschulseminar in Sachen Fernsehen und Ethik unter dem Namen „Private Life Show“ erklären?

Für die mühsam als Satire kaschierte Sendung wurde ein Komiker-Pärchen ins Studio geschickt, um eine imaginäre Beziehungskiste auszufechten. Leider geriet die Parodie so platt, daß sich selbst eingeschworene Sat.1-Abstinenzler nach den realsatirischen Originalen auf der Schreinemakers-Couch sehnten. Spätestens nach fünf Minuten war auch passionierten Verzeih- mir-melde-dich-Guckern aufgegangen, daß da was mit der Moral im Privatfernsehen nicht stimmt. Burkhard Driest mimte den voyeuristischen Moderator so hölzern, als wäre er in der Augsburger Puppenkiste gelandet.

Mit verschwiemeltem Blick sagte er Sätze auf wie: „Come on, relax. Ihr seid verdammt cool“, und erinnerte eher an einen Farmer auf seiner Marihuana-Plantage als an einen insistierenden Ulrich Meyer.

Kein Klischee wurde im Dienst der Fernsehvolk-Erziehung ausgelassen. Pit Weyrich dilettierte als quotengeiler Regisseur, der die Kameras zum Nahkampf befiehlt, während sich zugeschaltete Kinder als degenerierte Opfer der Power Rangers outen durften. Mit der Parodie einer mißbrauchten Frau schoß man vollends über das politisch korrekte Ziel hinaus. Was als subtile Kollegenschelte geplant war, geriet so zum Armutszeugnis.

Den Abschluß der Einmal- Sendung bildete eine mächtige Pseudo-Eskalation, für die beim produzierenden Saarländischen Rundfunk wohl fleißig „Natural Born Killers“ studiert und zur Fernseh-Adaption freigegeben wurde: Der schauspielende Gast erlegte den gastgebenden Schauspieler mit dem Messer, während Dolly Buster atombusenschwenkend durch die Kulisse rannte.

„Man wollte das Prinzip der Shows, welche die Privaten ständig anbieten, zu Ende denken“, ließ die ARD schulmeisterlich verlauten. Daß die Psycho-Inszenierungen von RTL und Sat.1 schon Realsatire genug sind, hat man dabei leider übersehen. Oliver Gehrs